Hund knabbert alles an: So gewöhnst du es ihm ab!
05.05.2023 - Lesedauer: 5 Minuten
Ist in deinem Haushalt nichts mehr vor deinem Hund sicher? Dein Hund knabbert alles an, zerstört Kissen, Stuhlbeine sehen wie nach einer Bieberinvasion aus, Filzstifte werden verputzt und Mülltüten geplündert. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann deinem Hund schwer auf den Magen schlagen oder ihn sogar in Lebensgefahr bringen. Für dich heißt es aber zunächst: Ruhe bewahren und auf Ursachenforschung gehen. Lies in diesem Ratgeber, wie du an die Sache herangehst und das Zerstören von Gegenständen ohne Bestrafung abgewöhnst.
Warum knabbern einige Hunde an Gegenständen?
So wie oben beschrieben sieht es in vielen Hundehaushalten aus. Doch hinter dieser vermeintlichen „Zerstörungswut“ steckt meist eine klare Ursache, die es herauszufinden gilt. Zunächst aber gehört das Anknabbern von Dingen zum normalen Hundeverhalten dazu. Wenn es sich dabei um Welpen und Junghunde handelt, ist ein Zahnwechsel häufig die Ursache des Nagens. Gleichwohl müssen auch Welpen lernen, was sie anknabbern dürfen und was nicht.
Bei erwachsenen Hunden zeugt die ungehemmte Anknabberei jedoch häufig von anderen bestehenden Problemen. Das Symptom „Zerstörungswut“ kann psychologische Ursachen wie Stress, Wut oder Angst haben. Das Anknabbern ist dann eine sogenannte Übersprunghandlung. In seltenen Fällen kann es auch auf eine organische Erkrankung des Hundes hinweisen, die mit einer Wesensveränderung einhergeht.
Gehe auf Ursachenforschung
Der erste Schritt ist, herauszufinden, warum dein vierbeiniger Rabauke sich an deinen Sachen zu schaffen macht. Denn nur wenn du die Ursache kennst, lässt sich auch die passende Maßnahme ergreifen. Die Symptome zu bekämpfen und den Hund auszuschimpfen führen nie zum erhofften Erfolg. Folgende Gründe für das auffällige Verhalten des Hundes kommen infrage und sollten von dir ins Auge gefasst werden:
Ursachen für das Knabbern:
- Trennungsstress bzw. Trennungsangst
- Zahnwechsel
- jugendliche Erkundungslust und Pubertät
- Unterforderung
- Stress aufgrund Überforderung
- Psychische Veränderungen aufgrund einer organischen Erkrankung (bspw. Hirntumor)
Dein Hund knabbert alles an, nur wenn er alleine ist? Dann ist ihm vielleicht langweilig oder er handelt aus Trennungsangst beziehungsweise Trennungsstress. Lese dazu im Fressnapf Ratgeber „Hunde alleine lassen“ weiter.
Wenn du es nicht selbst einschätzen kannst, warum dein Hund Dinge zerstört, besteht die Möglichkeit, sich an einen professionellen Hundetrainer zu wenden, der aus tierpsychologischer Sicht die Situation besser in Augenschein nehmen und beurteilen kann. Beim Verdacht auf organische Erkrankungen des Hundes solltest du so schnell wie möglich mit deinem Hund beim Tierarzt vorstellig werden.
Halbstarke Rabauken – Welpen und Hunde in der Pubertät
Das Anknabbern von Gegenständen gehört im Welpenalter zum normalen Verhalten der Hunde dazu. Auf diese Weise erkunden sie ihre Welt und leiten gegebenenfalls auch das Zahnen ein. Du darfst es deinem kleinen Liebling also nicht verübeln. Doch auch Welpen müssen lernen, was sie dürfen und was nicht.
Bringe bei Welpen und Junghunden zunächst alles in Sicherheit, was sie anknabbern könnten. Wichtig sind nicht nur deine Lieblingsschuhe, sondern vor allem Stromkabel, Putzmittel und die eventuell für Hunde giftigen Zimmerpflanzen. Wenn du den Welpen beim Zerkauen erwischst, so sprich deutlich das Kommando „Aus!“ oder „Lass es“ und nimm ihm den verbotenen Gegenstand aus dem Maul. Biete ihm stattdessen sofort eine Alternative wie Spielzeug oder Kauknochen an. Achte aber darauf, ihn nicht gleichzeitig mit Gesten oder Worten zu loben. Denn er soll diese nicht als Belohnung auffassen.
In der Pubertät kann es auch noch einmal dazu kommen, dass dein Hund übermütig wird, und sich an allen möglichen Sachen zu schaffen macht. Hierbei testet er seine Grenzen aus. Auch hier sind wieder Geduld und gezielte Erziehungsmaßnahmen gefragt, die du bereits im Welpenalter mit ihm geübt hast. Und denke dabei gelassen: Die Pubertät geht vorbei.
Unterforderung – Hunde wollen Beschäftigung
Unterforderung für das Anknabbern und Zerstören von Gegenständen kommt leider recht häufig vor. Dein Hund bekommt während des Tages nicht genug Auslastung und geistige Aktivität. Dieser Punkt wird von Hundehaltern sehr häufig unterschätzt, insbesondere wenn sie sich besondere Rassen anschaffen. Dazu zählen alle sogenannten Arbeitshunde wie Husky, Border Colli oder Australian Shepherd. Wenn du einen dieser Rassenhunde oder ihre Mischung hasz, dann ist auslastende Arbeit zusammen mit deinem Hund ein Muss. Fressnapf Ratgeber hat zu den Themen „Hunde Agility“ und „Degility“ viele schöne Aufgaben für dich zusammengestellt.
Doch auch alle anderen Hunde brauchen nicht nur Zuneigung und Streicheleinheiten, sondern auch ernste Arbeitsaufgaben, die auf sie artgerecht abgestimmt sind. Bei vielen – insbesondere kleinen Rassen – reicht es, den täglichen Auslauf mit artgerechten Spielaufgaben zu kombinieren. Probiere aus, mit deinem Hund Spiele zu trainieren, die sie geistig und körperlich fordern. Suchspiele oder Nasenarbeit gehört dazu. Beobachte gleichzeitig, ob mit diesen konsequenten Maßnahmen die Knabberneigung deines Hundes abnimmt.
Zahnwechsel beim Hund
Zwischen dem vierten und siebten Monat findet bei jungen Hunden der Zahnwechsel statt. Bei kleineren Hunden kann er eher später und bei großen Rassen früher stattfinden. Biete deinem Hund während dieser Zeit spezielle Kauartikel an, um die Milchzähne loszuwerden und das Jucken des Zahnfleisches abzumildern, während die neuen Zähne nachwachsen. Das Kauen massiert nämlich auch das Zahnfleisch.
Stress haben auch Hunde
Stress als Grund für auffälliges oder gar krankhaftes Verhalten, wenn sich dein Hund zum Beispiel selber die Pfoten anknabbert oder manisch beleckt, wird häufig nicht erkannt oder sogar banalisiert. Stresssymptome können eine Überflutung von Umweltreizen als Ursache haben. Sie können auch eine Reaktion auf zu intensives, „forderndes“ Training und körperliche Überforderung, zum Beispiel nicht artgerechtes Joggen oder Fahrradfahren mit dem Hund sein. Auch tiefsitzende Trauer oder unklare Beziehungen im Familienverband sowie Mobbing unter Hunden können zum zerstörerischen Verhalten deines Vierbeiners führen. In diesen Fällen solltest du professionelle Hilfe von einem Hundetrainer oder gar von geschulten Tierpsychologen einholen.