Hunde richtig streicheln: Das gibt es zu beachten
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Hundestreicheln macht Spaß und stärkt die Bindung zum Vierbeiner. Doch kann man dabei eigentlich auch etwas falsch machen? Ein kleiner Exkurs rund ums Liebkosen von Vierbeinern.
Wer sagt, Glück könne man nicht anfassen, hat noch niemals einen Hund gestreichelt – so lautet eine treffende Kalender-Weisheit. Dass es uns einfach guttut, Hunde zu streicheln, ist auch bekannt. Es baut nämlich Stress ab und kann sogar den Blutdruck senken. Verantwortlich für dieses Wohlbefinden ist unter anderem das Kuschelhormon Oxytocin, das bei Berührungen und auch bei Blickkontakt zwischen Mensch und Hund auf beiden Seiten ausgeschüttet wird. Aber kann man auch Fehler beim Hundestreicheln machen?
Jeder Hund hat eigene Vorlieben beim Streicheln, doch gibt es einige Körperstellen, die fast alle Fellnasen mögen: Berührungen am Brustkorb (vor allem wenn der Hund neben dir sitzt), an der Körperseite und an der Schnauze entlang mögen die meisten Hunde. Empfindlich sind dagegen viele Vierbeiner an Rute und Pfoten, vor allem, wenn sie es nicht gewohnt sind, dort angefasst zu werden. Auch Umarmungen mag nicht jeder Hund.
Fast noch wichtiger als die Tatsache, wo man einen Hund streichelt, ist die Frage, in welcher Situation man es am besten tut. Wenn Hunde beispielsweise in eine neue Umgebung kommen und gerade darauf konzentriert sind, alles einzuordnen, wenn sie einen anderen Hund treffen, ins Spielen oder Schnüffeln vertieft sind, wollen sie nicht angefasst werden.
Sie drehen dann den Kopf zur Seite oder gehen weg. Auch beim Fressen sollte man sie nie stören. Das Streicheln ist ein wichtiges Mittel der Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Streichele deinen Hund ruhig viel, aber nicht gedankenlos, sondern ganz bewusst. Die bekannte Hundeforscherin und Fachtierärztin Dorit Urd Feddersen-Petersen schreibt in ihrem Buch „Ausdrucksverhalten beim Hund“, dass neben dem entspannten Streicheln das „Grooming“ (Fellpflege), der Körperkontakt beim Ausruhen sowie „Berührungen bei Spaziergängen, gelegentliches Anfassen des Hundes, der wiederum seinerseits wie zufällig das Menschenbein streift oder sich anlehnt, Bindungen festigt und dem Hund soziale Sicherheit vermittelt“.
Bereits Welpen suchen engen Körperkontakt zu ihren Wurfgeschwistern und sind daran gewöhnt, von ihrer Mutter berührt zu werden. Körperliche Nähe ist sowohl bei Wölfen im Rudel als auch bei einander nahestehenden Hunden ein wichtiges Ritual, um die Stabilität des sozialen Gefüges zu sichern. Dazu zählt soziale Fellpflege genauso wie – so nennt es Feddersen-Petersen – „Schnauzenzärtlichkeiten“. Der Mensch kann das ganz einfach imitieren, etwa durch das Bürsten des Fells oder indem seine Hand jene „Schnauzenzärtlichkeiten“ ausführt und etwa den Hund, der locker und ohne Ablenkung neben ihm läuft, seitlich an der Schnauze streift. Starre Streichel-Regeln gibt es nicht. Wichtig ist, dass jeder Hundehalter seinen Vierbeiner beobachtet und mit dessen Körpersprache vertraut ist: Dreht das Tier den Kopf zur Seite, duckt sich oder geht weg, möchte es nicht angefasst werden. Und das gilt es, in jedem Fall zu akzeptieren.
Das Streicheln ist nicht nur für das Wohlbefinden von Menschen und Hunden gut, sondern kann auch gut bei der Hundeerziehung eingesetzt werden: zum Beispiel als Bestätigung, wenn der Hund nach dem Rufen angelaufen kommt. Ist der Hund aber aufgeregt, bellt jemanden an oder springt unerwünscht an einem hoch, sollte man ihn dagegen niemals streicheln.
Auch wenn ein Hundehalter alles richtig macht, muss er akzeptieren, dass es verschmuste und weniger verschmuste Hunde gibt. Das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie ein Tier aufgewachsen ist, sondern kann einfach an seinem angeborenen Charakter liegen. Wenn der Hund sich in sein Körbchen zurückzieht, bringt es nichts, ihn zu weiteren Streicheleinheiten aufzufordern. Im Gegenteil: Eine solche Aufdringlichkeit schadet eher dem Vertrauen zwischen Tier und Mensch. Maß halten sollte man bei Hunden, die ihren Halter stark bedrängen, weil sie gestreichelt werden wollen. Vielleicht spielt hier Eifersucht auf andere Haustiere oder Menschen eine Rolle. In jedem Fall versucht der Hund, dich zu manipulieren und deshalb heißt es, stark zu bleiben und nicht auf jeden fordernden Streichelwunsch des Hundes einzugehen. Anders verhält es sich in Angstsituationen, etwa bei Gewitter. Wenn sich dein Hund zitternd an dich drückt, umfasse ihn ruhig – aber streichele und tröste ihn nicht, sondern zeige nur Präsenz und Souveränität. Bei aller Theorie: Niemand kennt deinen Hund so gut wie du, vertraue also auch auf deine Intuition – dann tut das Streicheln ganz sicher euch beiden gut.
Massagen am Kopf wirken auf viele Hunde entspannend. Wähle dafür eine ruhige Umgebung, am besten nach dem Spiel oder Spaziergang.