Puli: zotteliger Hirtenhund aus der Puszta
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Solltest du einmal einem lebhaft umherspringenden Riesen-Wischmopp begegnen, zweifle nicht an deinem Verstand. Vielmehr triffst du auf einen Vertreter einer der ältesten Hunderassen Europas: den Puli (Mehrzahl: Pulik). Die kuriose Optik des Hundes mit den Dreadlocks ist freilich nicht das Einzige, das den Hütehund auch als Familienmitglied so beliebt macht. Pulik haben einen loyalen und gewitzten Charakter. Ihr Platzbedarf und Bewegungsdrang sprechen allerdings gegen eine Haltung in einer kleinen Großstadtwohnung.
Die lebhaften Pulik begleiteten schon im neunten Jahrhundert Hirten im Gebiet des heutigen Ungarn; eine gezielte Zucht der Rasse findet allerdings erst seit 1867 statt. In den Epochen davor gab es verschiedene politische Hindernisse, die die Verbreitung des Hundes vereitelten. Das Erscheinungsbild des Puli hat sich dennoch kaum gewandelt. Seit 1924 ist die Rasse anerkannt, unter anderen vom Züchter-Dachverband Fédération Cynologique Internationale (FCI).
Pulik sind Hütehunde durch und durch. Sie haben eine Mission, nämlich den Schutz ihrer Herde (alternativ: des Menschenrudels). Fremde – egal ob Mensch, Artgenosse oder anderes Tier – werden misstrauisch betrachtet und energisch verbellt. Gegenüber ihren direkten Bezugspersonen sind Pulik anhänglich und treu. Als typischer Herden-Manager tendiert die temperamentvolle Fellnase dazu, die Kontrolle zu übernehmen. Es gibt Anekdoten über Pulik, die spielende Kinder „zusammentreiben“. Ein weiteres bemerkenswertes Charaktermerkmal des liebenswürdigen Zotteltieres: Fühlt es sich ungerecht behandelt, ist es gekränkt und zeigt das, indem es seinen Menschen stundenlang demonstrativ nicht beachtet.
Der ursprüngliche Puli hatte die Aufgabe, Herden von Schweinen, Kleinwiederkäuern oder Geflügel zu beschützen und zusammenzuhalten. Dafür muss der Hund in der Lage dazu sein, selbstständige Entscheidungen zu treffen. Die Haltung von Pulik sollte darum naturnah erfolgen. Wenn das Tier nicht ohnehin seiner Bestimmung gemäß eingesetzt wird (etwa zum Hüten einer Schafherde), benötigt es viel Auslauf, Anregung und vor allem: Aufgaben. Pulik sind sehr sportliche Hunde und eignen sich zum Beispiel für Agility oder Suchspiele. Seinen Menschen will der Puli gefallen: Lob und Ansprache sind wichtige Mittel der Erziehung.
Bei der Erziehung des Puli sind sanfte Beharrlichkeit und Empathie angesagt. Das Tier soll seinen Menschen als konsequenten Anführer akzeptieren, um nicht selbst den Alpha-Posten im „Rudel“ anzustreben. Ein Besuch in der Welpengruppe oder Hundeschule trägt zur Sozialisierung, Charakterfestigung und dem Einüben des Grundgehorsams bei.
Für die Fellpflege des Puli ist einige Zeit einzuplanen. Laut Rassestandard soll das Fell nicht gebürstet werden, sondern muss per Hand zu der unten beschriebenen Schnur-Struktur verzogen („gezottet“) werden. Gebadet werden sollte der Puli nur im Ausnahmefall. Sein Fell trocknet langsam, es besteht Erkältungsgefahr. Das Haarkleid um die Afterregion muss geschnitten werden, ebenso das über den Augen, damit die Spürnase den Durchblick behält. Das Puli-Fell sollte immer auf einer für das Tier praktikablen Länge gehalten werden. Wie das bei dieser besonderen Rasse am besten funktioniert, kann dir im Zweifel ein Tierarzt oder professioneller Hundefriseur erklären.
Das markante Fell des Puli bildet sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren. In einem natürlichen Prozess verfilzt das Deckhaar mit der Unterwolle, wodurch die an Rasta-Zöpfe erinnernden Fellschnüre entstehen. Damit dieser Filz sich nicht flächig ausbreitet, muss das Fell geordnet und zur Schnurfom gebracht werden. Das dichte Filzfell hat für den ursprünglichen Hütehund eine nützliche Funktion: Es schützt sowohl vor der Witterung als auch vor Bissen angreifender Wildtiere. Bei älteren Tieren kann das schwere Fell zur Belastung werden; der Hund sollte dann geschoren werden.
Die besten Produkte für deinen Puli findest du bei uns!
SteckbriefPuli
Rasse | Puli |
Herkunft | Ungarn |
Klassifikation | Hütehunde, Treibhunde, Herdenschutzhunde |
Größe | 36 bis 45 Zentimeter |
Gewicht | 10 bis 15 Kilogramm |
Körperbau | schlank, muskulös, „quadratischer“ Rahmen, aufgerollt getragene Rute |
Augen | dunkel, mandelförmig |
Ohren | Schlappohren |
Fell und Farbe | bis bodenlange, schnurförmige Locken; schwarz |
Besonderheiten | auffälliger „Hundegeruch“ bei Nässe |
Charakter | mutig, wachsam, selbstständig |
Pflege | aufwendig; besondere Technik zur Fellpflege |
Gesundheit | keine spezifischen Gesundheitsrisiken; das Fell sollte auf einer Länge gehalten werden, die die Beweglichkeit und Sicht des Hundes nicht einschränkt |
Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte „Qualzuchtgutachten“ empfiehlt ein Zuchtverbot für haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sog. brachycephale Rassen) und weitere, bei denen Extreme im Körperbau (sehr langer Rücken, stark verkrümmte Beine, Wirbelsäulenveränderungen, übermäßiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.
Als verantwortungsvoller Tierhalter, der natürlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeinträchtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollten diese Hinweise bei der Entscheidung für eine geeignete Rasse unbedingt ebenso Berücksichtigung finden, wie die Frage nach hervorragenden Charaktereigenschaften.
Quellen:
https://www.bundestieraerztekammer.de/tieraerzte/qualzuchten/Qualzuchtgutachten.pdf
https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/heimtiere/qualzucht/