Šarplaninac – ein großer Hund mit starkem Willen
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Diesem Hund kannst du nichts vormachen: Grundloses Folgen liegt ihm nicht. Dazu entscheidet der Šarplaninac zu gerne selbst, was er für richtig hält. Eine entschlossene Erziehung ist daher bei diesem eigensinnigen Hund unabdingbar. Hat er dich jedoch als Rudelführerin oder -führer anerkannt, gewinnst du einen treuen Hund, der dich, deine Liebsten und dein Zuhause mit all seiner Kraft beschützt.
Der Šarplaninac begleitet bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert Hirten in Nordmazedonien und Serbien und beschützt deren Tiere. Seinen Namen erhielt er von dem Gebirgszug Šar Planina, der zwischen Nordmazedonien und dem Kosovo liegt. In seiner Heimat kommt der Šarplaninac bis heute, neben seinen Aufgaben als Herdenschutzhund, als Wach- und Schutzhund bei der Polizei und dem Militär zum Einsatz.
Der Šarplaninac gehört nicht zu den verspielten Hunden. Er ist sehr eigenwillig und unabhängig, schließlich muss er in seinem Alltag als Hütehund viele wichtige Entscheidungen treffen. Dies kann dazu führen, dass er nicht jeder deiner Anweisungen bedingungslos folgt, sondern sie eventuell erst einmal für sich selbst abwägt.
Der Šarplaninac kann seine Bestimmung nicht verbergen: Er will sich bewegen und arbeiten. Daher braucht er Aufgaben, die ihn sowohl physisch als auch psychisch herausfordern. Dank seiner Intelligenz weiß der Hund, was er tun soll und kann sogar Tricks erlernen. Für Hundesport hat er hingegen nicht viel übrig: Sein Interesse am Bewältigen von Hindernissen oder seine Bereitschaft, Übungen zu absolvieren, hält sich in Grenzen. Er möchte arbeiten, nicht über eine Wippe balancieren. Erwartest du dies von ihm, wird er deine Anweisung möglicherweise infrage stellen.
Innerhalb der Familie zeigt sich der Šarplaninac als gutmütiger, ruhiger und ausgeglichener Vierbeiner – solange alle seine Bedürfnisse erfüllt werden.
Setzt du den Šarplaninac nicht als Hütehund ein, musst du ihn zwingend anderweitig auslasten. Dazu gehören ausgiebige, jedoch gemächliche Spaziergänge, Aufgaben, die er zu erfüllen hat und/oder ein großes Grundstück, das es zu erkunden und beschützen gilt. Dank seines wetterfesten Fells kann der Šarplaninac ohne große Probleme die meiste Zeit draußen leben. Dein neuer Begleiter wird sich hingegen in einer kleinen Wohnung, besonders in der Stadt, langfristig nicht besonders wohlfühlen. Hast du weder ausreichend Platz noch Zeit für ihn, um ihn geistig wie körperlich auszulasten, wird der Šarplaninac unzufrieden und gereizt.
Er kann gut über eine längere Zeit alleine sein, auch das liegt in seinen Hütehundgenen. Fremden Menschen und Tieren gegenüber ist er misstrauisch und jederzeit dazu bereit, seine Familie und sein Zuhause zu verteidigen. Besonders bei Zusammentreffen mit gleichgeschlechtlichen Hunden kann es zu Auseinandersetzungen kommen, sowohl innerhalb seines Reviers als auch außerhalb. In solchen Situationen zeigt er sich sehr gefährlich und furchterregend, wobei er eher dominant als aggressiv ist.
Der Šarplaninac gehört nicht zu den Sozialsten unter den Hunden, gilt aber als kinderfreundlich, wenn er mit den Kindern aufwächst. Wird er in seiner Familie respektvoll und artgerecht behandelt, kann er auch als Familienhund gehalten werden.
Für Anfängerinnen und Anfänger eignet sich diese Rasse jedoch nicht. Sie braucht eine starke Hand und eine Halterin oder einen Halter, die sich vom Selbstbewusstsein des Šarplaninac nicht einschüchtern lassen. Eine konsequente Erziehung ist bei dieser Rasse absolut notwendig. Ohne eine klare Rollenverteilung und ebenso klare Ansagen wird der Šarplaninac den Respekt vor dir verlieren. Bietest du ihm jedoch alles, was er braucht, hast du einen zuverlässigen, stolzen und selbstbewussten Hundefreund an deiner Seite.
Da sein Fell so dicht ist, benötigt der Šarplaninac regelmäßige, jahreszeitenabhängig sogar tägliche Pflege. Dies gilt besonders für den Fellwechsel im Frühjahr und Herbst. Außerhalb dieser Zeiten reicht es, wenn du ein- bis zweimal wöchentlich Strähne für Strähne seines Fells gründlich durchbürstest. Für die Unterwolle empfiehlt sich ein grober Kamm, für das lange, dichte Oberhaar eine Spezialbürste. Sein Fell ist wasserabweisend, was dazu führt, dass Haut und Unterwolle selbst dann noch trocken bleiben, wenn er sich für längere Zeit in einem feuchten Milieu aufhält. Um den natürlichen Hautschutz nicht zu zerstören, solltest du deinen Šarplaninac so selten wie möglich baden und, soweit möglich, auf ein Hundeshampoo verzichten. Ist er einmal schmutzig geworden, lasse den Schmutz trocknen und bürste ihn danach ab.
Bei Šarplaninacs, die von verantwortungsbewussten Züchterinnen und Züchtern kommen, ist eine genetische Disposition bezüglich Erbkrankheiten nicht bekannt. Die Rasse gilt allgemein als robust. Allerdings können auch Šarplaninacs an Hüftgelenksdysplasie leiden, eine der häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates bei größeren Hunden. Seriöse Züchterinnen und Züchter lassen ihre Tiere auf diese Disposition untersuchen und können entsprechende Unterlagen zu Gentests vorlegen.
Hinweis: In Dänemark steht der Šarplaninac auf der Rasseliste. Dies bedeutet, dass es ein weitgehendes Verbot für seine Zucht, Einfuhr und Haltung gibt. Auch im Schweizer Kanton Tessin steht er auf der Liste, dort ist seine Haltung bewilligungspflichtig.
SteckbriefŠarplaninac
Rasse: | Šarplaninac |
Herkunft: | Mazedonien |
Klassifikation: | Wachhund/Schutzhund, FCI-Gruppe 2, Sektion 2.2, Standard-Nr.: 41 |
Größe: | 56 bis 64 Zentimeter Widerristhöhe (Hündin), 60 bis 64 Zentimeter Widerristhöhe (Rüde) |
Gewicht: | 35 bis 45 Kilogramm (Rüde), 30 bis 40 Kilogramm (Hündin) |
Körperbau: | groß und kräftig gebaut |
Augen: | mandelförmig, braun |
Ohren: | klein, leicht herabhängend |
Fell und Farbe: | lang und üppig mit dichter Unterwolle, einfarbig in den Farben Schwarz, Braun, Weiß, Grau |
Charakter | entscheidungsfreudig, energiegeladen, arbeitsfreudig, mutig, beschützend, gutmütig |
Pflege: | regelmäßige Pflege mit einem groben Metallkamm und einer Spezialbürste für sehr dichtes, langes Fell |
Besonderheiten: | steht in einigen Ländern auf der Liste für potenziell gefährliche Hunde |