Welpen BARFen – ist alleinige Rohfütterung ratsam?
26.09.2024 - Lesedauer: 7 Minuten
BARFen steht bereits seit vielen Jahren bei immer mehr Hundehaltern hoch im Kurs. Die Tierfreunde schätzen die Möglichkeit, ihr Tier besonders natürlich und artgerecht zu füttern. Doch auch Unverträglichkeiten und Allergien können ein guter Grund sein, um auf Rohfütterung umzusteigen. Selbstverständlich willst du deinen Liebling bestmöglich versorgen und das vom ersten Tag an. Wir beschäftigen uns mit der Frage, ob für deinen Welpen BARFen die richtige Wahl beim Futter ist.
Welpen und BARFen – was ist BARF überhaupt?
B.A.R.F. ist die Abkürzung für „Biologisch Artgerechte Rohfütterung“. Dahinter steht der Gedanke, Hunde möglichst naturnah zu ernähren. Die Zusammensetzung des Futters orientiert sich an den Vorfahren unserer Haushunde – nämlich am Wolf. Wölfe fressen nicht nur Fleisch und ganze bzw. Teile von Knochen, sondern nehmen mit ihren Beutetieren, die ja meist Pflanzenfresser sind, auch pflanzliche Produkte mit auf. Auch die pflanzlichen Anteile spielen eine wichtige Rolle für ihre Verdauung und Nährstoffversorgung.
Das Wissen rund um die Nährstoff- und Energiebedarfe verschiedener Hunde sind die Grundlage tierärztlicher Ernährungsexperten , um die Tagesrationen für Hunde zu berechnen. Entscheidest du dich dafür, deinen Hund mit selbst hergestellten BARF-Rationen zu füttern, geht damit eine große Verantwortung einher, denn der von dir erstellte Futterplan muss alle Bedürfnisse deines Vierbeiners decken.
Man unterscheidet zwischen vollem BARFen und Teil-BARFen. Bei Letzterem wird die Rohfütterung mit anderen Futterarten kombiniert. Die Kombination verschiedener Darreichungsformen nennt man “Mischfütterung”.
Mit einem Welpen im Haus stellt sich nun die Frage: Ist BARFen nur für erwachsene Hunde sinnvoll – oder schon für Welpen eine Alternative zur Fertignahrung?
Welpen BARFen – ja oder nein?
Damit dein neuer Mitbewohner mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird, die er zum Wachsen braucht, solltest du dich vorab genau informieren, was du generell bei der Welpenernährung beachten musst. Gerade in den ersten Wochen nach dem Umzug ist der kleine Magen-Darm-Trakt noch sehr empfindlich. Deshalb ist es sinnvoll, in den ersten Wochen das Futter beizubehalten, dass der Welpe beim Züchter oder bei der vorherigen Pflegestelle bekommen hat. Auch kann ein Welpe keine großen Portionen auf einmal aufnehmen. Darum wird die tägliche Futtermenge auf 5 Mahlzeiten am Tag aufgeteilt. Nach dem Einzug – meist ab einem Alter von 12 Wochen – sollten dann zunächst 3 Mahlzeiten angeboten werden.
Doch ist es gut, direkt zu BARFen? Immer mehr Züchter machen ihre Welpen heute schon bei der Entwöhnung von der Milch mit Rohfütterung vertraut. BARF findet bei vielen Hunden eine hohe Akzeptanz. Allerdings birgt das Welpen-BARFen auch Risiken. Gerade in den ersten Monaten wachsen die kleinen Fellnasen enorm. Je nach Rasse dauert das sogar bis zu 36 Monate. Ihr Nährstoff- und Energiebedarf verändert sich währenddessen regelmäßig. In dieser Zeit zu BARFen, stellt hohe Ansprüche an den Hundehalter. Die Zusammensetzung der Portionen muss alle ein bis zwei Wochen von einem tierärztlichen Ernährungsberater geprüft und angepasst werden, damit dein Welpe keine Entwicklungsschäden aufgrund einer Nährstoff-Fehlversorgung erleidet. Das Risiko einer Unter- oder Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen ist in der Wachstumsphase besonders hoch und kann deinen vierbeinigen Liebling für den Rest seines Lebens beeinträchtigen. Am besten wartest du mit dem Einstieg ins BARFen daher, bis dein Hund vollständig ausgewachsen ist. Bei kleinen Hunden ist das frühestens ab dem 13. Lebensmonat.
Tipp:
Bei Fragen und Unsicherheiten sowie für weiterführende Informationen empfiehlt sich auf jeden Fall ein Beratungsgespräch in einer auf Ernährung spezialisierten Tierarztpraxis. Dort steht man dir mit detaillierten Fütterungsplänen zur Seite. Im besten Fall bietet die Praxis den Service einer tierärztlichen Ernährungsberatung an und kann dich im Hinblick auf das Welpen-BARFen eingehend beraten.
Ist BARFen für Welpen schädlich?
Grundsätzlich ist rohes Futter – wenn es richtig ausgewählt und zubereitet wird – für Welpen nicht schädlich oder ungesund. Je jünger das Tier, desto wichtiger ist es, Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Informiere dich ausführlich über das BARFen, die potenziellen Inhaltsstoffe, den Nährstoffbedarf und die nötigen Zusätze von Mineralstoffen und Vitaminen. Damit dein Hund stets mit allen notwendigen Nährstoffen im richtigen Maß versorgt ist, solltest du die Zusammenstellung der BARF-Rationen am besten im Rahmen einer tierärztlichen Ernährungsberatung individuell für deinen Vierbeiner entwickeln lassen. Insbesondere bei Welpen ist eine engmaschige Kontrolle und Anpassung der Futterrationen notwendig, da sich der Nährstoffbedarf bei ihnen in kurzen Abständen verändert.
Neben der Gefahr einer Über- oder Unterversorgung mit Nährstoffen stellen außerdem manche Rohstoffe ein Risiko dar. Beispielsweise sollten Welpen und junge Hunde keine Knochenstücke zernagen müssen. Dies kann zu Zahnfissuren und Zahnverlust führen. Außerdem kann der Verzehr von Knochen immer zu schmerzhaften Verstopfungen, möglicherweise mit scharfkantigen Knochensplittern, führen.
Zum anderen besteht bei der Verarbeitung von rohem Fleisch und Innereien auch die Gefahr einer Infektion mit Erregern für das Tier, ebenso wie für den Menschen. Du solltest dich daher vorab wirklich gut informieren, ob BARF überhaupt für deinen Haushalt geeignet ist, welche Hygienemaßnahmen einzuhalten sind und ob du dieses Risiko für dich und dein Tier eingehen möchtest.
Hast du dich entschieden, deinen Welpen trotzdem BARFen zu wollen, dann gestaltest du den Übergang bis zur gewünschten Menge (Voll- oder Teilbarf) in kleinen Schritten.
Achte auf die folgenden Grundsätze beim BARFen:
- Nur rohes Fleisch aus bekannten Quellen verarbeiten.
- Gefrorenes, frisches Fleisch vor dem Verzehr immer auftauen lassen.
- Knochen sind für Welpen mit Milchzahngebiss sowie für Welpen mit noch neuen Zähnen wirklich nicht geeignet. Das kann zu Knochensplittern führen. Beim BARFen sollte hier auf andere Calcium-Quellen zurückgegriffen werden.
- Bei jungen Welpen gründlich zerkleinern.
- Vorsicht mit Knochenstücken, die unbemerkt im Fleisch stecken!
- Äußerste Hygiene und Sauberkeit walten lassen.
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BARF für Welpen: Geht das vor der achten Lebenswoche?
In der Regel füttert der Züchter den Welpen etwa ab der fünften Woche zu, oft handelt es sich dabei um konventionelle und für Welpen geeignete Alleinfuttermittel. Es ist theoretisch möglich, in dieser frühen Phase bereits mit dem BARFen zu beginnen, jedoch wird das aus tierärztlicher und ernährungsphysiologischer Sicht ausdrücklich nicht empfohlen. Die Zusammenstellung der Futterration erfordert besonders in diesem jungen Alter jedoch höchste Fachkenntnis, um den Welpen mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Aufgrund der Komplexität und der Gefahr, trotz guter Absichten einen Nährstoffmangel oder eine Überversorgung auszulösen, wird das BARFen von Welpen aus tierärztlicher Sicht häufig nicht empfohlen.
BARF bei Welpen nach der achten Lebenswoche
Es ist so weit: Dein Welpe zieht wahrscheinlich ungefähr im Alter von zwölf Wochen bei dir ein. In dieser aufregenden Zeit gibt es für dich und deinen neuen Mitbewohner viel Neues zu entdecken. Es zahlt sich aus, bereits im Vorfeld zu planen, wie die ersten Fütterungen aussehen sollen.
Generell gilt: Überstürze nichts in den ersten Tagen. Dein Welpe muss viele neue Eindrücke verarbeiten und benötigt eine gewisse Eingewöhnungszeit. Geh am besten auf Nummer sicher und füttre ihm einige Tage sein vertrautes Futter.
Wenn du mit dem BARFen beginnst, bieten sich folgende Fleischsorten dafür an:
- Hühnerfleisch
- Putenfleisch
Knochen werden noch keine angeboten. Da aber insbesondere Calcium im Wachstum sehr wichtig ist muss es anderweitig zugefügt werden – beispielsweise über Algenkalk.
Du möchest deinen Welpen nach Abschluss des Wachstums BARFen ? Mit etwa 12-36 Monaten ist dein Hund, rasseabhängig, ausgewachsen. Jetzt ist die Zeit, um auf ein geeignetes Alleinfuttermittel für adulte Hunde umzusteigen. Möchtest du BARFen, kannst du entweder auf BARF-Alleinfuttermittel für adulte Hunde umsteigen oder dir aber von einem tierärztlichen Ernährungsberater Unterstützung holen und für deinen Hund geeignete Rationen zusammenstellen lassen. Eine Futterumstellung sollte immer in kleinen Schritten passieren. Hierzu wird über etwa 14 Tage ein immer größerer Teil der Ration vom bisherigen Trocken- und/oder Nassfutter durch BARF Zutaten ersetzt. Auch hier ist eine genaue Berechnung für die jeweiligen Anteilen erforderlich – am besten man bindet dieses Vorgehen gleich in die tierärztliche Ernährungsberatung mit ein. Ersetze keinesfalls sofort alle Mahlzeiten durch BARF. Verträgt der Hund diese Umstellung gut, steigere den Anteil in kleinen Etappen.
Es ist möglich, dass bei oder auch nach einer Umstellung Durchfall oder Erbrechen auftreten. In diesem Fall solltest du sicherheitshalber deine Tierarztpraxis kontaktieren.