Zeckenschutz beim Hund – Vorsorge ist wichtig
23.10.2024 - Lesedauer: 10 Minuten
Sobald die Sonne im Frühjahr vom Himmel lacht, wird das Thema Zeckenschutz beim Hund aktuell. Dann werden die Spinnentiere wieder aktiv und begeben sich auf die Suche nach einem Wirt. Ein Hund, der munter durchs Gras springt, kommt ihnen da gerade recht. Da Zecken schwere Krankheiten, von Borreliose über FSME bis zu Ehrlichiose und Babesiose, übertragen können, ist es wichtig, dass du deinen Hund vor ihnen schützt – auch schon als Welpen. Und zwar bis zum ersten Frost: So lange sind Zecken nämlich unterwegs.
- Was empfehlen Tierärzte gegen Zecken bei Hunden?
- Zecken: Hund mit Spot-On-Präparaten aus der Tierarztpraxis schützen
- Zeckenhalsbänder
- Zecken-Tabletten: Hund mit Kautabletten schützen
- Was hilft gegen Zecken beim Hund ohne Chemie?
- Chemiefreies Öl gegen Zecken
- Tipps für Präventivmaßnahmen gegen Zecken beim Hund
- Urlaub mit Hund – Zeckenschutz im Ausland
- Zecken: Welche Zeckenarten übertragen Krankheiten auf den Hund?
- Zeckenschutz beim Hund: Welche Impfung hilft?
Tatsächlich gibt es Zeckenschutzmittel, die nicht für jeden Hund geeignet sind. Alter und Größe spielen durchaus eine Rolle. Bis auf wenige Ausnahmen können jedoch auch bei Welpen viele Zeckenschutzmittel verwendet werden. Jedoch gilt hier: die Dosis macht das Gift. Bei kleinen Hunden kann eine Überdosierung schneller Nebenwirkungen nach sich ziehen.
Manche Wirkstoffe sind für Hundewelpen unter zwei Kilo Körpergewicht nicht geeignet, weil die Präparate keine genaue Dosierungsempfehlung nach Gewicht haben, beziehungsweise schlecht dosierbar sind. Achte also immer darauf, den Zeckenschutz auf Größe, Gewicht und Alter deines Hundes abzustimmen. In deiner Tierarztpraxis solltest du – mit einem Welpen am besten gleich bei den ersten Impfterminen – nach geeigneten Präparaten gegen Zecken fragen. Dort werden dir Produkte empfohlen, die du bei deinem Liebling vom Welpen- bis Adultalter einsetzen kannst.
Für viele Hundehalter:innen sind Spot-On-Präparate ein probates Mittel. Es gibt verschreibungspflichtige und frei erhältliche Varianten zu kaufen. Diese kleinen Ampullen werden in den Nacken des Hundes geträufelt und wirken bis zu vier Wochen, dann müssen sie erneuert werden. Welches Mittel und in welcher Dosierung du am besten verwendest, sagt man dir in deiner Tierarztpraxis.
Die Spot-Ons wirken in zweifacher Weise: Erstens hältst du die Zecke davon ab, sich am Hund festzubeißen; sollte dies dennoch einmal passieren, wird das Tier nach dem Biss abgetötet und kann somit seine Erreger nicht übertragen.
Achte unbedingt darauf, dass dein Hund die Flüssigkeit nicht ablecken kann. Auch Kinder sollten durch Streicheleinheiten nicht damit in Berührung kommen. Hunde die gerne ins Wasser gehen sollten dies 2-3 Tage nach der Behandlung nicht tun. Auch starker Regen kann das Spot-On in seiner Wirkung hemmen.
Für viele ist ein Zeckenhalsband eine gute Alternative. Hier sind die Qualitätsunterschiede jedoch beträchtlich, so dass du dich am besten beraten lässt, welches Band für deinen Hund aus tierärztlicher Sicht zu empfehlen ist. Es gibt Produkte, die Welpen bereits ab einem Alter von sieben Wochen tragen können. Diese Halsbänder halten bis zu sechs Monate, also in der Regel die ganze „Zeckensaison“. Je nach Modell wird der enthaltene Wirkstoff über das Hautfett aufgenommen und im Körper verteilt.
Achtung: Manche Wirkstoffe sind für Welpen schädlich. Lass dich dazu am besten in deiner Tierarztpraxis beraten.
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Verschreibungspflichtige Tabletten gegen Zecken beim Hund bekommst du in der Apotheke oder in der Tierarztpraxis. Über die Kautabletten gelangt der Wirkstoff in den Blutkreislauf des Hundes und wirkt etwa zwölf Wochen lang. Der Wirkstoff tötet die Zecke allerdings erst nach dem Stich. Somit können Krankheiten, die unmittelbar beim Stich übertragen werden (zum Beispiel Dirofilariose und FSME) nicht verhindert werden. Es besteht also keine abwehrende („repellierende”) Wirkung gegen Zecken.
Vorteil der Tabletten: Du kannst mit deinem Hund schmusen, ohne dass du mit dem meist giftigen Anti-Zecken-Mittel in Berührung kommst. Gerade in Haushalten mit kleinen Kindern ist das gut!
Wer seinen Hund präventiv vor Zecken schützen, aber auf chemische Stoffe verzichten möchte, hat ebenfalls eine große Auswahl an Produkten. Sie sind meist pflanzlich und rezeptfrei. Achte jedoch auf die Wirksamkeit der einzelnen Präparate – nicht bei jedem Produkt wurde die Wirkung bestätigt. Lass dich deshalb unbedingt vorab in deiner Tierarztpraxis beraten, welche Mittel geeigneten Schutz bieten.
Es gibt beispielsweise Tabletten mit dem natürlichen Wirkstoff Zistrose (Cistus Incanus), die auch Welpen ab dem vierten Lebensmonat vertragen. Diese Tabletten unterstützen das Immunsystem des Hundes und helfen dabei, ein zeckenfeindliches Milieu zu schaffen, indem sie den Fellgeruch auf natürliche Weise verändern.
Auch chemiefreie und rein pflanzliche Spot-On-Produkte, Sprays und Gele können dazu beitragen, vor einem Zeckenbefall zu schützen. Manche von ihnen enthalten Kiefernkernholz-Extrakt, das die Schutzbarriere der Haut nachhaltig stärken und dazu noch antibakteriell wirken soll. Hier ist die Wirksamkeit allerdings umstritten.
Es gibt auch chemiefreie Öle, auf die du zurückgreifen kannst, um den Zeckenschutz deines Hundes zu unterstützen. Auch hier kann die Wirkung allerdings nicht gewährleistet werden – besprich dich daher vorab unbedingt mit dem Tierarzt oder der Tierärztin deines Vertrauens.
- Schwarzkümmelöl: Der Alleskönner ist kalt gepresst verträglich für Mensch und Tier. Pro Kilogramm Körpergewicht wird ein Milligramm Schwarzkümmelöl (Nigella Sativa) verwendet. Du kannst es ins Trinkwasser geben (circa acht bis zehn Tropfen), unter das Futter mischen oder im Nacken deines Hundes verteilen. Schwarzkümmelöl hilft übrigens nicht nur gegen Zecken, sondern auch gegen Flöhe und Milben.
Wichtig: Du solltest das Öl nur als Kur über wenige Wochen verabreicht werden und nicht dauerhaft. Es könnte sonst zu Leberschäden kommen. - Kokosöl: Zur Zeckenabwehr sollte dein Kokosöl mindestens 55 Prozent Laurinsäure beinhalten. Zum Vergleich: Qualitativ hochwertiges und naturbelassenes Kokosöl beinhaltet etwa 60 Prozent Laurinsäure. Laut Studien beißen 80 Prozent weniger Zecken bei Kokosöl zu. Je nach Größe deines Hundes verteilst du eine erbsen- bis walnussgroße Menge Kokosöl über Beine, Bauch, Kopf und Nacken deines Vierbeiners. Diese Stellen werden zuerst etwas fettig, das verschwindet aber nach wenigen Stunden wieder. Für zwei bis drei Wochen wiederholst du diese Anwendung täglich, danach für eine kurze Zeit alle zwei bis drei Tage pro Woche und schließlich nur noch alle vier bis sechs Wochen.
- Neemöl: Aber einer Temperatur von 21 Grad Celsius wird Neemöl flüssig, darunter hat es eine feste Substanz. Neemöl darf nur äußerlich angewendet werden. Verschluckt dein Hund das Öl oder gelangt es auf seine Schleimhäute, ist es giftig! Suche in diesem Fall unbedingt eine Tierarztpraxis auf. Ansonsten ist die Anwendung einfach: Mische einen halben Teelöffel Neemöl zum Hundeshampoo.
Unabhängig davon, für welchen Zeckenschutz du dich entscheidest – oder ob dir dein Tierarzt oder deine Tierärztin sogar eine Schutzimpfung gegen Borreliose empfiehlt – folgende Tipps sind weitere gute Präventivmaßnahmen:
Zeckenschutz: Vorbeugende Maßnahmen
- Da Zecken erstmal gemütlich durchs Hundefell wandern, bevor sie sich festbeißen, solltest du die Zeit nutzen und deinen Liebling nach jedem Spaziergang nach Zecken absuchen. Vergiss dabei nicht das Halsband oder Geschirr, dort halten sich die kleinen Blutsauger gerne auf.
- Mit Hilfe eines GPS-Trackers kannst du notieren, in welcher Region besonders viele Zecken waren. So kannst du nach und nach eine Karte mit den Bereichen erstellen, die du lieber mit deinem Hund meiden solltest.
- Von März bis Oktober sind Zecken besonders gern aktiv. Die Zecken-Hochsaison ist im Mai und Juni. In dieser Zeit solltest du hohe Wiesen und bestimmte Waldgebiete besser meiden. Auf Feldwegen, gemähten Wiesen oder in Parks wimmelt es etwas weniger von Zecken.
Willst du mit deinem Hund ins Ausland verreisen, solltest du deinen Vierbeiner vor Parasiten und Krankheitserregern schützen, die dort verbreitet sind. Eine Beratung in der Tierarztpraxis kann dabei helfen, die richtigen Schutzmaßnahmen für das Reisegebiet zu bestimmen. Prof. von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU Berlin, rät: „Man sollte frühzeitig, am besten drei bis vier Monate vor Abfahrt, den Reisetest auf ESCCAP machen und mit der Checkliste, die man dort erhält, zum Tierarzt gehen. So können die notwendigen Medikamente rechtzeitig besorgt und Untersuchungen und Behandlungen auf den Weg gebracht werden.“
Den Reisetest, sowie die empfohlenen Maßnahmen pro Land, erfährst du auf der Website des European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP).
Für einen Zeckenschutz durch Spot-On Präparate solltest du mindestens 24 Stunden vor der Abreise mit der Anwendung der Tinkturen beginnen. Zeckenhalsbänder solltest du sogar schon zwei Wochen vor Urlaubsbeginn anlegen, damit sie genügend Zeit haben ihre Wirkung zu entfalten. Der Zeckenschutz bei deinem Hund sollte während der Reise gegebenenfalls aufgefrischt werden. Nimm auf jeden Fall eine Zeckenzange oder einen Zeckenhaken mit! Achte auch darauf, dass dein Hund ab der Abenddämmerung nicht im Freien schläft und sein Schlafplatz drinnen mit einem Mückennetz gesichert wird.
Insgesamt vier Zeckenarten sind es, die die gefährlichsten Krankheiten übertragen:
In Österreich ist der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) die am weitesten verbreitete Zeckenart. Menschen, die gebissen werden, erkranken häufiger an der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) als Hunde. Diese durch Viren ausgelöste Erkrankung kann Entzündungen des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks auslösen. Während Hunde sehr selten an FSME erkranken, ist die Lyme-Borreliose die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung beim Hund. Der gemeine Holzbock hat einen brauen Kopf und braune Beine, der Körper ist heller, rötlich-braun bis beige.
Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) aus Mitteleuropa hat sich mittlerweile auch in Österreich verbreitet. Anders als der gemeine Holzbock kann sie Zwei- und Vierbeinern einige Meter folgen. Die Auwaldzecke kann Babesiose, besser bekannt als Hundemalaria, übertragen. Hat es einen Hund erwischt, kann diese Krankheit innerhalb von wenigen Tagen zum Tod des Tieres führen. Die Auwaldzecke ist etwas größer als der Holzbock, und am weißlich marmorierten Rückenschild mit rotorangefarbenem Außenrand gut zu erkennen.
Auch die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) hat es aus dem Mittelmeerraum, Nordafrika und vielen Teilen der Tropen und Subtropen nach Österreich geschafft. Da sie ein warmes, trockenes Klima liebt, hält sie sich auch gerne in Wohnungen auf und vermehrt sich dort rasant. Ehrlichiose (Zeckenfieber), Anaplasmose und Babesiose (Hundemalaria) zählen zu den gefährlichen Krankheiten, die sie übertragen kann. Die Braune Hundezecke ist durchgehend rötlich-braun, ca. 1-3 Millimeter klein, vollgesogene Weibchen erreichen eine Größe von bis zu 1,2 Zentimeter.
Bisher glücklicherweise erst sehr selten in Österreich gesichtet, ist die Hyalomma-Zecke. Diese tropische Zecke stammt ursprünglich aus Afrika und Asien, aber auch aus Ländern wie der Türkei, dem Kosovo und Teilen Spaniens. Über Zugvögel und Urlauber konnte sie nach Österreich gelangen. Die sogenannten Jagdzecken haben Augen, mit denen sie gut sehen. Sie können schnell laufen und verfolgen ihre Opfer über eine Strecke von etwa 100 Metern. Sie ist fünfmal so groß wie der gemeine Holzbock, ihre Beine sind auffällig gestreift. Sie kann das Fleckenfieber übertragen, das mit Antibiotikum behandelt werden kann – und das tödlich endende Krim-Kongo-Fieber. Dieser Erreger wurde aber nicht in den Hyalomma-Zecken gefunden, die in Österreich aufgetaucht sind. Bislang wurde dieser gemeine Blutsauger nur an Pferden entdeckt. Wissenschaftler sind bislang der Ansicht, dass sie sterben, sobald es in Österreich kalt wird.
Was du sonst noch über Zecken, Zeckenarten und die Krankheiten, die sie übertragen können, wissen solltest und wie du dich richtig verhältst, wenn du einen Zeckenbiss bei deinem Hund entdeckst, erfährst du in unserem Ratgeberbeitrag Zeckenbiss beim Hund.
Anders als Menschen können Hunde gegen Borreliose geimpft werden. Lass dich am besten in deiner Tierarztpraxis beraten, ob eine Borreliose-Impfung für deinen Hund Sinn macht.
Eine Impfung gegen FSME gibt es hingegen für Tiere nicht. Auch für die potenziell tödliche Hundemalaria gibt es bisher lediglich eine Impfung, die einen schweren Krankheitsverlauf verhindern soll. Ebenso kann gegen viele andere durch den Zeckenstich ausgelöste Krankheiten bisher noch nicht geimpft werden.
Auch für einen geimpften Hund gilt allerdings: Der beste Schutz gegen Zecken beim Hund ist es, wenn du deinen Vierbeiner regelmäßig und gründlich auf Zecken untersuchst!