Katzen, Milch und Katzenmilch: Ein komplexes Thema
15.07.2024 - Lesedauer: 5 Minuten
Eine Katze, die zufrieden Milch aus einer Schale schleckt – das ist ein allerliebstes Bild, das sich in den Vorstellungen vieler Menschen hält. Die Annahme, dass Milch ein Nahrungsmittel ist, das von Katzen geliebt und benötigt wird, etablierte sich über Generationen hinweg. Wahr ist auch: Ein Schälchen verführerisch duftende Milch wird eine Katze kaum unbeachtet stehen lassen. Und trotz alldem: Kuhmilch ist kein geeignetes Nahrungsmittel für deine Katzen und grundsätzlich nicht gut verträglich für unsere Schmusetiger.
Dürfen Katzen Milch trinken?
Viele Katzen vertragen den in Kuhmilch enthaltenen Milchzucker, die sogenannte Laktose nicht. Mit menschlicher Laktoseintoleranz vergleichbar, verursacht der Genuss von Milch Verdauungsbeschwerden in Form von Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. All das hat physiologische Gründe: Jedes neugeborene Säugetier ist auf die Energiezufuhr in Form von Muttermilch angewiesen.
Die Nährstoffwerte jeglicher Milch sind dabei auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tierart abgestimmt: Je rascher ein Tierkind sich entwickelt, desto gehaltvoller ist die von der Mutter produzierte Milch. Um diese verstoffwechseln zu können, bildet der Jungtiermagen ein Enzym, die Laktase. Mit deren Hilfe wird Laktose aufgespalten und kann dem Organismus zugeführt werden. Im Zuge der Entwöhnung fährt der Organismus die Bildung von Laktase zurück und stellt sie schließlich ganz ein. Milch ist fortan nicht mehr problemlos verdaulich. Aus diesem Grund trinken ausgewachsene Säugetiere keine Milch, selbst wenn sie die Gelegenheit dazu hätten.
Laktoseintoleranz bei Tier und Mensch – eine historische Verbindung
Anders der Mensch: Dort, wo unsere Vorfahren in grauer Vorzeit mit der Haltung von Rindern und Kleinwiederkäuern wie Schafen und Ziegen begonnen haben, wurde schon bald auch die Milch als hochwertiges, Energie lieferndes Lebensmittel erkannt. Über viele Jahrtausende entwickelte sich beim menschlichen Organismus durch die Gewöhnung an Milch die vererbbare Fähigkeit, diese auch zu verdauen. Nur bei einem gewissen Prozentsatz der modernen Menschen ist genetische Laktoseintoleranz vorhanden. Im ostasiatischen Raum, in dem die Milchviehhaltung historisch kaum eine Rolle spielte, ist sie weitaus verbreiteter. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Fähigkeit, im Erwachsenenalter Milch verdauen zu können, einer Wechselwirkung aus Kulturentwicklung und Vererbung entstammt.
Doch zurück zu den Katzen …
… und ihrer kulinarischen Vorliebe für Milch. Auch hier spielt der Mensch eine Rolle. Domestizierte Katzen waren als Mäusefänger unverzichtbare Hausgenossen, vor allem im ländlichen Raum. Auf Bauernhöfen wurden meist auch Kühe gehalten und natürlich gemolken. Das verfügbare Produkt, das Wissen um Milch als gesunde Nahrungsquelle und die Anwesenheit von Katzen führten dazu, dazu, dass wohlmeinende Menschen den Tieren gelegentlich Milch anboten. Und tatsächlich: Bei sogenannten “Bauernhofkatzen”, die von klein auf an Milch gewöhnt sind, entwickelte sich, ähnlich wie beim Menschen, eine gewisse Laktoseverträglichkeit, die weitervererbt werden kann.
Milch schlabbernde Katzen als erinnertes, alltägliches Bild sind somit plausibel. Aber: Unsere Stubentiger sind heute in der Regel nicht mehr in einem Milchviehbetrieb aufgewachsen und die Laktoseverträglichkeit nicht in der ganzen Gattung verbreitet. Für dich als Katzenhalter bedeutet das: Selbst, wenn deine Katze laktosetolerant wäre, solltest du im Sinne des Tieres keine Experimente wagen. Gehe davon aus, dass Milch nicht verträglich für deinen Stubentiger ist und ihm, neben Bauchschmerzen, auch andersartige Probleme bereiten kann.
Wie wäre es mit laktosefreier Milch für Katzen?
Das größere Problem ist zunächst die Laktose. Ein naheliegender Ausweg besteht vermeintlich darin, dem Stubentiger einfach laktosefreie Milch vorzusetzen. Aber auch das ist nicht ideal, und hierzu ist wiederum ein Blick auf die Muttermilch, also die arteigene Milchsorte nötig. Ein Kalb, für das die Kuhmilch bestimmt ist, steht schon kurz nach der Geburt auf eigenen Füßen und muss in der Lage sein, im Zweifelsfall vor Fressfeinden davonlaufen zu können. Dafür braucht es viel Energie durch die fettreiche Milch. Katzen hingegen sind nach der Geburt zunächst Nesthocker mit einem wesentlich sparsameren Energieverbrauch. Dementsprechend magerer ist die Katzen-Muttermilch. Laktosefreie Milch wäre also für die Katze wohl bekömmlich, aber eine wahre Kalorienbombe, die der Gesundheit und Figur des Tieres schadet.
Ebenso kalorienreich, bei Katzen-Snacks aber etabliert und bei den Stubentigern sehr beliebt sind hingegen verarbeitete Milchprodukte. Die sind eine gute Proteinquelle, die in Maßen, also als Leckerli, gegeben werden dürfen. Bei Käse verhält es sich so, dass durch den Reifeprozess von Hartkäse der Milchzucker fast gänzlich aus dem Produkt verschwindet. Von Parmesan und ähnlichen Sorten geht diesbezüglich keine Gefahr mehr aus. Bei Milchprodukten, die durch Bakterien vergoren werden, ändert sich ebenfalls die chemische Zusammensetzung. Hüttenkäse hat sich sogar als Erste-Hilfe-Mittel bei Durchfall bewährt. Die Rede ist allerdings durchweg von kleinen Portionen solcher Milchprodukte, etwa einem fingernagelgroßen Stück Hart- oder einem Löffel Hüttenkäse. Die mit solchen Kleinportionen aufgenommene Laktosemenge ist so gering, dass sie der Katze in der Regel keine Beschwerden bereitet.
Übrigens: Da Milchprodukte einen hohen Salz- und Phosphatgehalt haben, sollte dein Tiger, falls er unter einer Nierenerkrankung leidet, besser keinen Käse bekommen.
Dein schnurrender Feinschmecker ist trotz aller Widrigkeiten ein großer Milch-Fan? Der Tiger muss nicht gänzlich darauf verzichten. Der Tierfutterhandel hält eine eigens konzipierte Lösung bereit. Spezielle Katzenmilch ist laktosereduziert, auf den Nährwertbedarf der Katze abgestimmt und, was sie besonders interessant als Nahrungsergänzungsmittel macht. Denn sie ist meist zusätzlich mit Taurin versetzt, einer Aminosulfonsäure, die für die Gesundheit einer Katze elementar ist. Auch eine Extraportion Vitamine und Kalzium wird durch Katzenmilch zugeführt: Eine wertvolle Zusatzernährung für tragende, säugende oder aus anderen Gründen geschwächte oder beanspruchte Katzen.
Bitte beachte: Katzenmilch ist kein Getränk
Es spricht nichts dagegen, wenn du der Katze gelegentlich als Leckerchen ein Schälchen Katzenmilch gönnst, aber die Milch ersetzt nicht das Trinkwasser.