Keine Angst vor dem Doktor: wenn die Katze zum Tierarzt muss
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Aus Sicht einer Katze ist der Tierarztbesuch verstörend: Ohnehin schon von Schmerzen oder Unwohlsein geplagt, wird sie ihrer Freiheit beraubt, in einer engen Kiste an einen unbekannten Ort gebracht, wo andere Tiere sind und es sonderbar riecht. Obendrein wird sie noch von fremden Menschen gepackt, gepiekt und betastet. Konsequenterweise wird das intelligente Tier also versuchen, sich dem nächsten Termin zu entziehen und Widerstand zu leisten. Aber so muss die Sache nicht ausgehen. Mach deinem Stubentiger die Sache stressfrei und einfach.
Keine Hauskatze kommt in ihrem Leben gänzlich um Tierarztbesuche herum: Selbst wenn die Samtpfote topfit ist, stehen doch zumindest Impfungen und Routineuntersuchungen an. Auf diese solltest du nicht verzichten, selbst wenn das Tier noch so putzmunter wirkt: Die konsequente Überwachung der Katzengesundheit erspart dem Tier letztlich wesentlich unangenehmere Untersuchungen. Wenn die Katze an einer chronischen Krankheit leidet, sind Praxisbesuche obligatorisch: Medikamente müssen eingestellt, Laborproben genommen, eventuell Infusionen verabreicht werden. Für die Katze sollte der unvermeidliche regelmäßige Arztbesuch zu einer Routine werden, die sie gelassen über sich ergehen lässt. Der unangenehmste Anlass für einen Tierarztbesuch ist die schnelle Versorgung nach Vorfällen, die für die Katze mit akuter Schmerzbelastung verbunden sind. Das Tier wird keinen Zusammenhang zwischen dem Schmerz und Linderung durch die Arztprozedur herstellen. Da hilft nur Ruhe und beherztes Handeln, notfalls gegen alle Widerstände der Katze.
Für Kitten ist der Tierarztbesuch besonders aufregend: Bereits mit acht Wochen sollte das Kätzchen seinen ersten Arztbesuch absolvieren, um dort gründlich durchgecheckt zu werden. Das Katzenbaby wird abgetastet, gewogen, die Herzfrequenz wird gemessen. Außerdem steht die Grundimmunisierung an: Im Alter von acht, zwölf und sechzehn Wochen wird der Impfschutz aufgebaut. Das bedeutet für das Kätzchen einen Arztbesuch im Monatstakt. Die Erfahrungen, die es in dieser Zeit beim Tierarzt macht, werden es prägen. Sorge daher dafür, dass das Kitten den Arztbesuch stressfrei und spielerisch hinter sich bringt.
Ein Hausbesuch des Tierarztes ist nur in absoluten Notfällen sinnvoll, wenn ein Transport der Katze aus irgendwelchen Gründen nicht praktikabel ist. Medizinische Untersuchungen sollten stets im „Revier“ des Tierarztes stattfinden. Unmittelbar vor dem Tierarztbesuch sollte die Katze nicht gefüttert werden. Bei ganz panischen Katzen kann vor dem Tierarztbesuch, allerdings nur in Absprache mit diesem, ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht werden. Beim Transport und Tierarztbesuch ist es wichtig, dass du Ruhe ausstrahlst, vor allem, wenn du selbst besorgt um das Katzenwohl bist. Bedenke, dass Katzen sehr sensibel auf die Stimmung ihres Menschen reagieren: Handelst du selbst panisch, bemerkt auch das Tier, dass etwas Unangenehmes in der Luft liegt. Die ideale Transportbox ist der Größe der Katze angemessen, sollte hygienisch zu reinigen und sicher verschließbar sein. Im Fall einer ängstlichen oder auch aggressiven Katze haben sich Boxen bewährt, die von oben zu öffnen sind: Das macht es dem Tierarzt wesentlich einfacher, den Stubentiger gefahrlos zu fassen und aus der Box zu heben. Sofern es sich nicht um einen plötzlichen Notfall handelt, solltest du nach Möglichkeit versuchen, dem Tierarzt bei seiner Arbeit zeitsparend entgegenzukommen. Vereinbare einen festen Termin und minimiere Wartezeiten. Bring Proben von Erbrochenem oder Kot mit, notiere dir die Verhaltensänderungen und Symptome, die du bei der Katze bemerkst.
Der wesentliche Trick besteht darin, die Katze freiwillig in die Box zu bekommen. Das wird umso schwieriger, je stärker das Tier den Anblick der Kiste mit dem Tierarzt verbindet. Die Transportbox wird zum zusätzlichen Stressfaktor. Tricks die Katze aus: Mach die Transportbox zum ganz gewöhnlichen Gegenstand in der Umwelt des Tieres.
Mit diesen Tricks klappt die Gewöhnung:
- Zugänglichkeit: Lass die Box nach Möglichkeit stets offen begehbar stehen.
- Behaglichkeit: Mach die Transportkiste mit einer Decke oder einem Kissen zur Kuschelhöhle, welche die Katze nach Belieben aufsuchen kann.
- Duftsignale: Katzenminze und Pheromone aus dem Fachhandel machen die Box für die Katze unwiderstehlich.
- Belohnungen: Versteck gelegentlich (!) attraktive Leckerli in der Transportkiste. Die Katze lernt so, dass es sich lohnt, ab und zu einen Blick in die Kiste zu werfen. Wende diesen Trick nach einem für die Katze undurchschaubaren Zufallsprinzip an. Dadurch bleibt die Box interessant.
Wenn die Katze die Transportbox als eine von mehreren optionalen Rückzugsmöglichkeiten ansieht, wird es sogar zu ihrer Beruhigung beitragen, innerhalb ihres „Verstecks“ transportiert zu werden. Hat die Katze die Kiste akzeptiert, geh in einem zweiten Schritt dazu über, Probefahrten mit der Samtpfote zu unternehmen. Nimm die Katze im Auto oder im Bus (außerhalb der Stoßzeiten) mit auf eine Spazierfahrt. Manche Katzen sehen eine solche Tour als interessante Abwechslung, andere sind glücklich, wieder daheim anzukommen – wichtig ist allein, dass das Tier einen Transport nicht zwingend mit einem Tierarztbesuch verbindet. Agiere für die Katze unvorhersehbar und bleib dabei attraktiv und interessant: Mit Leckerli und viel Liebe nimmst du dem Tier so die Angst vorm Arzt.