Verstopfung bei Katzen: Rechtzeitig erkennen und lösen
05.03.2024 - Lesedauer: 12 Minuten
Zeigt deine Katze Anzeichen von Unwohlsein und setzt sie kaum noch Kot ab, so leidet sie möglicherweise unter Verstopfung. Dieses Problem ist gar nicht so selten und kann in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden. Wichtig ist aber, dass du schnell handelst, denn unbehandelt bringt die Verstopfung deine Katze in Lebensgefahr.
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Die Verstopfung ist bei Katzen eine der häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen. Bei einer Verstopfung bleibt der Kotabsatz aus, sodass sich der Kot im Darm ansammelt. Es kann zum Verklumpen und zur Bildung großer fester Brocken kommen, die dann nicht mehr ausgeschieden werden können.
Das Risiko ist bei unseren Stubentigern relativ hoch, weil die Darmpassage eine recht schmale Öffnung im Bereich des Beckens passieren muss. Wird der Kot zunehmend fester, kommt es zu einer Ansammlung im Dickdarm.
Kommt es zur sogenannten Kotstauung – der Koprostase –, wird aus einer Obstipation, wie die Verstopfung medizinisch genannt wird, leicht eine lebensgefährliche Situation. Eine Katze kann an einer Kotstauung und dem darauffolgenden Darmverschluss versterben.
Überdies können chronische Verstopfungen zu einer dauerhaften Erweiterung des Dickdarms führen: Das sogenannte Megacolon verursacht ein Leben lang Probleme mit der Verdauung. Je länger du mit der Behandlung wartest, desto höher ist das Risiko für diese Komplikation.
Hauskatzen fressen natürlicherweise mehrfach täglich kleine Mengen. Die Darmpassage dauert etwa 12 bis 24 Stunden. Deshalb kannst du mindestens einmal pro Tag mit einem Häufchen deiner Katze rechnen. Bei manchen Katzen und je nach Futter kann der Zeitraum bis zu 36 Stunden betragen.
Es gibt eine Vielzahl von potenziellen Ursachen für eine Verstopfung bei Katzen. Nicht selten ist die Katzen-Verstopfung ein Hinweis auf zugrunde liegende andere Erkrankungen. Hat deine Katze Verstopfung, so lohnt es sich, die folgenden möglichen Ursachen zu bedenken:
- Haarballen im Darmtrakt
- Verschluckte Gegenstände
- Ballaststoffarme Ernährung
- Zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
- Übergewicht
- Zu wenig Bewegung
- Schmerzen beim Kotabsatz
- Medikamente wie Opioide (Schmerzmittel)
- Tumore
- Entzündungen des Darms, zum Beispiel durch Parasiten
- Erkrankungen wie Diabetes oder Nierenfunktionsstörungen
- Trächtigkeit
- Nach einem operativen Eingriff
In den meisten Fällen führt eine verlangsamte Darmpassage zu einer Verstopfung. Ob Haarballen, verschluckte Gegenstände, falsches Futter oder Medikamente – stellt der Darm die Funktion ganz ein, besteht höchster Handlungsbedarf.
Für die Halter von Wohnungskatzen ist es meist leichter, eine Verstopfung frühzeitig zu erkennen, als für Besitzer von Freigängern. Bleibt das übliche Häufchen am Tag aus, solltest du deine Katze unbedingt genauer in Augenschein nehmen und ihr Verhalten beobachten. Du kannst versuchen den Bauch abzutasten um zu prüfen, ob Verhärtungen zu fühlen sind oder deine Katze mit Schmerzen reagiert.
Für die Halter von Freilandkatzen ist es ungleich schwieriger, das Problem rechtzeitig zu bemerken, denn sie sehen die Katze normalerweise nicht beim Kotabsatz. Umso wichtiger ist es, das Verhalten des Tieres bei den täglichen Besuchen zu Hause und beim Füttern zu begutachten.
Reagiert deine Katze unfreundlich, wenn du den Bauch anfassen möchtest oder sie streichelst? Schläft sie viel und zieht sich zurück? Stellt sie die Futteraufnahme oder gar das Trinken ein? Die Anzeichen können auf eine Verstopfung hindeuten.
Typisch ist auch, dass die Katze zur Katzentoilette läuft, vielleicht sogar in der Katzenstreu scharrt, unruhig ist und unzufrieden maunzt. Gleiches gilt für Freigänger, die ständig zur Tür laufen und hinauswollen, um nur Minuten später noch immer unruhig wieder auf Einlass zu hoffen.
Nicht selten verändert sich der Kotabsatz auch langsam von normalweich zu fest. Die Kotstücke werden immer kürzer und fester. Zum Schluss sind sie klein und hart – hierbei handelt es sich bereits um eine beginnende Verstopfung.
Bis zu 36 Stunden ist der normale Zeitraum für den Kotabsatz bei Katzen. Setzt deine Katze aber üblicherweise zwei Häufchen am Tag ab und bleiben diese aus, denn solltest du bereits hellhörig werden. Kommen weitere Symptome hinzu, so ist das ein Hinweis auf eine Verstopfung.
Spätestens nach 48 Stunden ohne Kotabsatz oder auch früher, wenn weitere Symptome auftreten, ist der Besuch einer Tierarztpraxis ratsam. Das gilt insbesondere, wenn die Katze nichts trinkt und möglicherweise sogar erbricht.
In der Tierarztpraxis werden zunächst die Vitalwerte und der Allgemeinzustand der Katze geprüft. So lässt sich einordnen, wie schwer die Verstopfung ist. Über eine Halterbefragung – die Anamnese – erlangt der Tierarzt oder die Tierärztin mehr Informationen über das Tier, um die Ursache der Obstipation zu finden.
Je fitter die Katze zu diesem Zeitpunkt ist, desto besser stehen die Chancen auf schnelle, effektive Hilfe. Ist deine Katze bereits deutlich geschwächt, so müssen eine Blutanalyse und ein Röntgenbild des Bauchraums Hinweise auf den Grad der Verstopfung bringen. Die Blutwerte geben Aufschluss über den Zustand des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts der Katze sowie über mögliche andere Erkrankungen. Parallel wird die geschwächte Katze oft bereits stabilisiert – z. B. über einen Tropf.
Abhängig von der ermittelten oder vermuteten Ursache für die Obstipation wird der Tierarzt oder die Tierärztin anschließend entscheiden, welche Art der Behandlung deine Katze benötigt.
Das Wichtigste ist jetzt, den Darm wieder in Schwung zu bringen, damit deine Samtpfote den gestauten und verfestigten Kot erfolgreich ausscheidet. Ist die Katze an sich noch fit und ein Fremdkörper, der operativ entfernt werden müsste, konnte ausgeschlossen werden, erhält sie Flüssigkeit – wenn nötig über einen Zugang – und ein Abführmittel. Manchmal kann auch ein Einlauf helfen. Je mehr Flüssigkeit im Darm ankommt, desto weicher wird der Kot und desto leichter kann deine Katze ihn ausscheiden.
Bei einer leichten Verstopfung reichen diese Maßnahmen im Regelfall aus. Einige Schritte wie umfassendes Trinken kannst du auch zu Hause schon einleiten. Viele Katzen mögen ihr Wasser lieber, wenn du einen Schuss Milch hinzufügst. Auch moderate Bewegung kann helfen, die Verstopfung bei deiner Katze zu lösen.
Wichtig:
Bitte nutze keine Abführmittel für Menschen aus deiner Hausapotheke und führe auch keinen Einlauf selbständig durch. Katzen vertragen nicht alle Medikamente, die für Menschen geeignet sind. Diese Art der Therapie gehört in tierärztliche Hände.
Wenn dein Stubentiger es zulässt, kann der Katze bei Verstopfung eine sanfte Bauch-Massage tatsächlich helfen. Sie ist oft auch Teil der tierärztlichen Behandlung, nachdem ein Abführmittel oder ein Einlauf verabreicht wurde. Sei aber vorsichtig, wenn du es selbst machst, und führe die Massage nicht durch, wenn sich der Bauch übermäßig fest und verspannt anfühlt.
Hat deine Katze schon länger keinen Kot abgesetzt, so kann es sein, dass der Kot so sehr verhärtet ist und in solch großen Mengen vorliegt, dass deine Katze ihn mit den ersten Maßnahmen nicht selbstständig ausscheiden kann. Die meisten Katzen sind dann bereits in einem schlechten Allgemeinzustand, leiden unter Kreislaufproblemen oder gar Erbrechen.
In diesem Fall kann in der Tierarztpraxis eine Darmspülung unter Narkose durchgeführt werden, um den Kot zu lösen und auszuschwemmen. Die manuelle Entleerung der Katze bei Verstopfung wird durch eine Massage des Darms unterstützt. Das Tier erhält Infusionen, Schmerzmittel und Medikamente gegen das Erbrechen.
Ist bereits eine Kotstauung und damit ein Darmverschluss eingetreten, so ist eine Operation unvermeidlich, um die Katze zu retten. Sie muss möglichst schnell durchgeführt werden, weil beim Darmverschluss Darmgewebe abstirbt. Je früher operiert wird, desto besser stehen die Überlebenschancen für deine Samtpfote.
Ein Blick auf die Liste der möglichen Ursachen macht deutlich: Nicht wenige Katzen haben aufgrund anderer Erkrankungen regelmäßig mit Verstopfung zu kämpfen. Als Katzenhalter bist du gefragt, deine Katze so gut wie möglich zu unterstützen. Es gibt verschiedene Hausmittel, die du bei einer beginnenden Verstopfung oder sogar täglich nutzen kannst, damit deine Katze gar nicht erst mit festem Kot zu tun hat.
Eine Möglichkeit ist das sogenannte Paraffinöl. Es legt sich wie ein Gleitmittel über die Darmwände und erleichtert die Darmpassage enorm.
Aber Vorsicht: Bitte verabreiche das Öl nicht mit einer Maulspritze, solange dir das nicht von fachkundigem Personal deiner Tierarztpraxis gezeigt und erklärt wurde. Gelangt das Öl in die Atemwege, kann deine Katze an einer schweren Lungenentzündung erkranken.
Möchtest du das Öl langfristig zur Vorsorge anwenden, weil deine Katze bereits wiederholt an Verstopfung leidet? Dann gibt einen Esslöffel pro Tag über das Futter. Es ist geschmacksneutral und wird von den meisten Katzen problemlos angenommen. Wichtig ist diese Prophylaxe zum Beispiel nach Operationen und Eingriffen am Bauchraum. Sprich dein Vorhaben am besten mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt vorher ab, um die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen.
Alternativen sind Leinöl und Olivenöl, wobei Letzteres wegen des starken Geschmacks nicht von allen Katzen gut akzeptiert wird.
In Normalfall haben Milchprodukte in deiner Katze nichts verloren – sie sind für Stubentiger unverträglich und verursachen Durchfall bei Katzen. Im Falle einer Verstopfung kommt dir dieser Effekt jedoch gerade recht.
Ein Schuss Vollmilch im Wasser, ein Stückchen Butter auf dem Futter oder ein Löffel Joghurt im Schüsselchen regt nicht nur den Appetit wieder an, sondern bringt Flüssigkeit in die Katze und sorgt für eine Anregung des Darmtraktes.
Ja, auch Kondensmilch oder Sahne sind als Hausmittel bei einer beginnenden Obstipation eine gute Wahl. Bitte gib deiner Katze diese Produkte aber nur in absoluten Ausnahmen und nur in geringen Mengen. Wenn der gewünschte Kotabsatz ausbleibt, dann suche schnell eine Tierarztpraxis auf.
Wichtig:
Bei starker Verstopfung, oder wenn die Katze bereits in einem schlechten Allgemeinzustand ist, verzichte auf die Milch und geh sofort in deine Tierarztpraxis oder Tierklinik. Wenn eine Ausscheidung nicht mehr möglich ist, würde dieses Hausmittel das Problem und die Schmerzen für deine Katze nur verstärken.
Nicht selten wird die Verstopfung bei einer Katze chronisch oder wiederkehrend – und damit zum ständigen Begleiter des Alltags. Es gibt einige Möglichkeiten, wie du dieser Entwicklung und vor allem regelmäßigen Besuchen in deiner Tierarztpraxis vorbeugen kannst. Zu den wichtigsten Faktoren zählen die Fütterung und die Flüssigkeitszufuhr.
Bei immer wieder von Verstopfung betroffenen Katzen ist die Fütterung von Trockenfutter nicht ratsam. Steige besser auf ein hochwertiges Nassfutter mit einem hohen Proteinanteil und Reinfleisch um. Einige Katzenbesitzer berichten außerdem, dass ein Wechsel zum BARFen die Verdauung der Katze verbessert und das Problem der Verstopfung gelöst hat.
Info: Beim BARFen nimmt die Kotmenge oft deutlich ab. Es kann deshalb sein, dass deine Katze seltener als zuvor Kot absetzt. Das ist ganz normal.
Außerdem ist es wichtig Katzen über den Tag mit vielen kleinen Futterportionen zu versorgen.
Biete deiner Katze unbedingt ständig frisches Wasser an. Aber egal, wie häufig du es wechselst: Nicht wenige Katzen trinken es dennoch nicht. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten:
- Gönne deiner Katze einen Trinkbrunnen. Dieser imitiert das fließende Wasser eines Baches. Viele Katzen ziehen das einer Wasserschale vor.
- Setze dem Wasser zweimal am Tag ein wenig Milch oder Katzenmilch zu. Ein bis zwei Esslöffel auf 200 bis 300 Milliliter Wasser sind ausreichend, um das Getränk für deine Samtpfote schmackhafter zu machen. Vergiss nicht, den Rest nach etwa einer halben Stunde wegzuschütten.
Die Darmtätigkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung und Vorbeugung von Verstopfung bei Katzen.
Du kannst sie anregen, indem du ein Futtermittel mit einem hohen Ballaststoffanteil wählst. In der Natur fressen Katzen den Darm ihrer Beute mit – gefüllt mit pflanzlichen Bestandteilen. Das hilft der Verdauung. Gleiches gilt für Pro- und Präbiotika für Katzen. In deiner Tierarztpraxis kann man dich dazu beraten.
Wichtig ist außerdem, dass sich deine Samtpfote möglichst viel bewegt. Bewegung leistet einen unverzichtbaren Beitrag für die Darmtätigkeit. Gerade bei Wohnungskatzen kann dieser Faktor eine Rolle spielen. Kratzbäume und Spielzeug animieren deinen Mitbewohner auf vier Pfoten dazu, sich mehr zu bewegen.
Es gibt noch ein paar weitere Möglichkeiten und Maßnahmen, die deiner Katze dabei helfen, täglich Kot abzusetzen.
Gerade bei langhaarigen Katzen solltest du regelmäßig zur Bürste greifen. Katzen putzen sich zwar akribisch selbst, nehmen dabei aber sehr viele Haare auf. Diese bilden im Magen Haarballen. Gelangen diese in den Darm, ist die Verstopfung nicht weit. Durch das Abbürsten reduzierst du die aufgenommenen Haare enorm.
Biete außerdem Katzengras an, wenn deine Katze in der Wohnung lebt. Das hilft dabei, Haarballen zu verhindern.
Ebenfalls wichtig sind regelmäßige Kotuntersuchungen und Parasitenprophylaxe.
Mit jedem Jahr ein wenig ruhiger – je älter Katzen werden, desto mehr Wehwehchen treten auf. Probleme mit der Verdauung haben oft ihre Ursache in anderen Grunderkrankungen und der geringen Bewegung. Bei vielen Katzen sind Schmerzen in den Gelenken der Grund für wenig Bewegung und die Vermeidung des Toilettenbesuchs. Nicht selten werden diese Tiere mit der regelmäßigen Gabe von Schmerzmitteln wieder fideler und haben weniger Probleme mit dem Kotabsatz.