Kaninchen mit Durchfall: Tipps zur Behandlung
05.05.2023 - Lesedauer: 3 Minuten
Der Magen-Darm-Trakt gehört zu den empfindlichsten Systemen im Organismus von Kaninchen. Die Verdauungsorgane sind auf eine effektive Verwertung der pflanzlichen Nahrung perfekt ausgelegt, reagieren aber sehr empfindlich auf Störungen, sei es durch Erkrankungen oder Probleme bei der Fütterung. Aufgrund des sensiblen Stoffwechsels von Kaninchen sind Verdauungsprobleme immer sehr ernst zu nehmen. Lies hier, wie du deinem Zwergkaninchen bei Durchfall helfen kannst.
Man sieht dem Tier den Durchfall nicht unbedingt an, im Gegensatz zu anderen Krankheiten: Das Kaninchen kann zu Beginn völlig normal wirken. Bei der täglichen Reinigung des Käfigs, Stalls oder der Nagertoilette gibt dir jedoch der Kot der Tiere Hinweise auf einen möglicherweise vorliegenden Durchfall.
Darauf solltest du achten:
- Konsistenz des Kots: Die Kaninchenköttel sind weicher als gewöhnlich oder gar nicht mehr kugelförmig, sondern treten als schmierige, im Extremfall flüssige Absonderungen auf.
- Format des Kots: Die Köttel können deutlich kleiner sein als gewöhnlich und ähnlich wie bei einer Perlenkette aneinanderhaften. Dieses Phänomen bezeichnet man als „Köttelketten“.
- Blinddarmkot: Im Normalfall fressen Kaninchen ihren eigenen Blinddarmkot direkt vom After weg. Bei Durchfallerkrankungen wird oft mehr Blinddarmkot ausgeschieden und bleibt dann liegen.
- Geruch: Der Kot riecht streng, bis hin zu regelrechtem Gestank.
- Verklebter After: Die Afterpartie des Kaninchens kann durch Exkremente stark verklebt und verschmutzt sein.
- Missbefinden beim Kaninchen wie Zähneklappern, Apathie, Nahrungsverweigerung, Abmagerung und Schmerzäußerungen.
Ein Kaninchen mit Durchfall muss, wenn nicht binnen 24 Stunden nach dessen Entdeckung von selbst eine deutliche Besserung eintritt, schleunigst zum Tierarzt. Vergiss nicht, Kotproben mitzunehmen, damit der Tierarzt den Auslöser ermitteln und geeignete Medikamente und Aufbaupräparate zum Aufbau der Darmflora verabreichen kann. Nimm anhaltenden Durchfall nicht leicht – unbehandelt führt er schnell zum Tod des Tieres, da dessen Darmtätigkeit komplett zusammenbrechen kann.
Verschiedene Faktoren können bei Kaninchen Durchfallerkrankungen auslösen. Grundsätzlich unterscheidet man Probleme, die durch die Fütterung entstehen und Durchfall als Begleitsymptom einer Erkrankung. Bei nahrungsbedingten Durchfällen liegt oft eine zu schnelle Futterumstellung zugrunde: wenn ein nicht daran gewöhntes Kaninchen zum Beispiel zu schnell eine zu große Menge Grünfutter oder ungewohntes Futter bekommt, etwa ein unbekanntes Gemüse in größerer Menge. Auch leichte Vergiftungen durch gespritztes, nicht gründlich genug gewaschenes Futter oder Giftpflanzen sind möglich, ebenso ist die Aufnahme von unverdaulichen Fremdkörpern wie Katzenstreu oder Plastikpartikeln denkbar. Das Kaninchen könnte auch von Kolibakterien oder Darmparasiten wie Giardien, Kokzidien, Würmern oder Hefepilzen befallen sein. Durchfall kann außerdem auftreten, wenn das Tier durch eine andere Erkrankung geschwächt und sein Immunsystem angegriffen ist. Eine Erbkrankheit namens Megacolon-Syndrom, die meist bei weißen oder gescheckten Kaninchen auftritt, hat ebenfalls Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Tiere und äußert sich oft in Durchfällen. Der Hauptauslöser für Durchfall bei Kaninchen ist jedoch eine insgesamt ungünstige Futterzusammenstellung. Insbesondere Trockenfutter und Snacks mit Getreidegehalt oder Melasse als Klebemittel vertragen Kaninchen nicht gut, da ihr Verdauungssystem Zucker und Stärke nicht in größerer Menge verstoffwechseln kann.
Das Hauptproblem bei einer Durchfallerkrankung besteht bei Kaninchen darin, dass die Verweildauer der Nahrung in Magen und Darm verkürzt ist: Dem Körper bleibt nicht genug Zeit, die Nährstoffe aufzuschlüsseln und dem Organismus zuzuführen. Ein zu spät entdeckter oder unbehandelter Durchfall führt daher schnell zur Abmagerung des betroffenen Tieres, was eine weitere Schwächung und Anfälligkeit für Sekundärinfektionen zur Folge hat.
Führe zunächst folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen durch:
- Lässt sich als Auslöser des Durchfalls zweifelsfrei ein Fütterungsfehler bestimmen, stelle umgehend den Speiseplan um – Genaueres dazu weiter unten.
- Ist eine Infektion diagnostiziert, muss unbedingt auf einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt geachtet werden, da das Tier durch den Durchfall dehydriert. Eine Austrocknung erkennst du daran, dass sich beim sanften Ziehen Hautfalten nicht mehr sofort anlegen. Wenn das Kaninchen nicht aus freien Stücken trinkt, musst du ihm mit einer Spritze oder Pipette mehrmals täglich Wasser oder verdünnten Tee (Kamille oder Fenchel) einflößen. Im Zweifelsfall benötigt das Tier vom Arzt eine Infusion mit einer elektrolytischen Flüssigkeit.
- Reiche viel Grünfutter und Wasser und animiere das wahrscheinlich appetitlose Kaninchen zum Fressen und Trinken, indem du ihm geduldig das Futter aus der Hand reichst. Fenchel, geriebene Karotten und Äpfel sind gute Krankenkost, manche Kaninchen nehmen auch Babybrei aus dem Glas an. Ausnahme: Im Fall einer Hefepilzinfektion darfst du keine Äpfel oder Karotten reichen.
- Ein Nebeneffekt eines Durchfalls beim Kaninchen ist die Verschmutzung rund um den After. Das kotverschmierte Fell ist vor allem im Sommer ein Anziehungspunkt für Fliegen und einen potenziellen Befall mit Fliegenlarven. Neben der Anpassung des Futters muss das Kaninchen also auch gründlich gereinigt werden. Eine Behandlung mit Wasser und Waschlappen oder im Extremfall auch ein Bad ist unumgänglich, um Entzündungen oder Hautreizungen vorzubeugen.
Ist der Durchfall durch ungünstige Fütterung entstanden, stelle die Nahrung um und verzichte vor allem auf Trockenfutter. Das Kaninchen benötigt hochwertiges Heu, Trockenkräuter und Grünfutter. Nach etwa fünf Tagen kannst du dann wieder Knollengemüse wie Fenchel und Sellerie reichen; Blattgemüse und Gurken sollte das Tier erst wieder bekommen, wenn die Konsistenz des Kots sich normalisiert hat.
Als Getränk zur Beruhigung des Magen-Darm-Trakts haben sich verdünnter Kamillen- oder Fencheltee bewährt. Kontraproduktiv ist hingegen ein vermeintliches „Hausmittel“: Gib einem Kaninchen keinesfalls Joghurt! Die Verdauung der Tiere ist nicht darauf eingerichtet, Laktose zu verarbeiten. Es kann zu Blähungen und Aufgasungen kommen, die sich negativ auf die Darmtätigkeit auswirken. Hingegen wird ein geeigneter Salzleckstein aus dem Zoohandel von manchen Kaninchen instinktiv gern angenommen, um den Mineralienhaushalt auszugleichen.