Das Kaninchen frisst nicht – Ursachen und Hilfemaßnahmen
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Das Maul eines Kaninchens ist fast ständig in Bewegung: Die Mümmler verzehren über den Tag hinweg viele kleine Mahlzeiten und verbringen einen großen Teil ihrer Zeit damit, nach dem nächsten schmackhaften Bissen Ausschau zu halten. Wenn ein Kaninchen plötzlich deutlich weniger frisst als gewöhnlich oder die Nahrungsaufnahme ganz einstellt, solltest du alarmiert sein: Anders als anderen Haustieren bekommt ein „Fastentag“ Kaninchen ganz und gar nicht. Der sensible Organismus kann binnen Stunden zusammenbrechen. Beobachte das Fressverhalten des Kaninchens aufmerksam, damit dir Nahrungsverweigerung oder Fressunlust bereits im Ansatz auffallen.
Was und wie viel frisst ein Kaninchen?
Kaninchen sind Vegetarier, genauer: Folivoren. Das bedeutet, dass überwiegend Blätter und Blattpflanzen ihre natürliche Nahrung bilden: Gräser, Kräuter, Blätter von Gehölzen. Zu einem geringeren Teil besteht ihr üblicher Speiseplan aus Wurzeln und gegebenenfalls erreichbarem Gemüse. In der Haustierhaltung können noch bestimmte Obstsorten hinzukommen – des Fruchtzuckers wegen in geringerer Menge. Was genau und wie viel dabei an Tagesbedarf auf ein Zwergkaninchen entfällt, hängt von Alter, Gewicht und Aktivität des Tieres ab und lässt sich schwer als Faustregel formulieren. Etwa 250 Gramm Futter pro Kilogramm Körpergewicht ist ein probater Richtwert. Rund 70 Prozent der Futterration sollten aus hochwertigem Heu bestehen, das das Tier stets zur freien Verfügung haben muss; etwa 25 Prozent setzen sich aus Grünfutter (Kräuter, Gras, etwas Gemüse) zusammen; die verbleibenden 5 Prozent entfallen auf sonstige Komponenten wie Obst und getreidefreies Trockenfutter in geringster Menge. Welche Futterkomponenten ein Kaninchen bevorzugt, ist höchst individuell und kann auch saisonal schwanken. Je besser du dein Kaninchen kennst, desto besser weißt du, welche Kräuter oder Gemüsesorten ihm besonders gut schmecken – Informationen, die dir nützen können, wenn es darum geht, den Appetit des Tieres anzuregen.
Welchen Einfluss hat die Verdauung auf den Organismus des Kaninchens?
Da die Magen- und Darmmuskulatur beim Kaninchen nur sehr schwach entwickelt ist, wird die Nahrung durch den Verdauungstrakt transportiert, indem das Tier immer wieder Nahrung aufnimmt und die bereits verzehrte Nahrung voran „gedrückt“ wird, bis sie schließlich als Kot abgegeben wird. Dass Kaninchen daher pausenlos fressen müssen, ist physiologisch nicht ganz korrekt ausgedrückt, doch der Begriff „Stopfmagen“ hat sich für diese besondere Art der Verdauung etabliert. Wenn die Verdauungs- und Darmtätigkeit des Kaninchens sich verlangsamt oder gar zum Erliegen kommt, weil über Maul und Speiseröhre kein neues Material nachrückt, kann das schnell dramatische Folgen haben. Kaninchen, die die Nahrung verweigern, sind medizinische Notfälle und brauchen sofort tierärztliche Hilfe. Der häufigste Grund, aus dem Kaninchen aufhören zu fressen, sind Schmerzen. Da Kaninchen wie viele andere Tiere Krankheiten und Beeinträchtigungen so lange wie möglich zu verbergen versuchen, kann der gesundheitliche Schaden in dem Moment, in dem du die Appetitlosigkeit bemerkst, schon ziemlich weit vorangeschritten sein. Zur Diagnose einer Verdauungsstörung sollte der Tierarzt unbedingt auch auf Röntgenbilder zurückgreifen.
Das Zwergkaninchen frisst nicht – welche Ursachen gibt es?
Wenn du bemerkst, dass dein Mümmler seinen Napf und seine Heuraufe verschmäht und sich selbst mit heiß begehrten Leckerbissen nicht locken lässt, ist sofortige Ursachenforschung wichtig.
Mögliche Ursachen:
- Qualität des Futters: Wenn das Kaninchen ohne weitere Anzeichen von Unpässlichkeit das angebotene Futter verschmäht, kontrolliere, ob alles damit in Ordnung ist. Handelt es sich um Futter, das das Kaninchen nicht kennt oder als ungenießbar wertet? Kann das Futter verschmutzt, schimmelig oder auf andere Weise verunreinigt sein? Gerade Grünfutter vom Straßen- oder Feldrand kann kontaminiert sein und dem Tier den Appetit verleiden. Tausche im Zweifelsfall das Futter aus.
- Zahnprobleme: Die Zähne von Kaninchen wachsen ständig nach. Mangelt es an geeigneten Möglichkeiten, die Zähne abzunutzen oder wachsen sie aufgrund einer Fehlstellung falsch nach, kann das Kaninchen womöglich nicht richtig zubeißen. Sollten diese Zahnprobleme Ihnen tatsächlich erst bei Nahrungsverweigerung auffallen, muss das Tier sofort zum Tierarzt, der die Zähne kürzt.
- Magen- Darm-Probleme: Sie sind der weitaus häufigste Grund für die Fressunlust von Kaninchen und entstehen in der Regel als Folge einer Vergiftung oder Krankheit oder auch einer mechanischen Beeinträchtigung wie einer schmerzhaften Verstopfung. Meist zeigt das Kaninchen dabei weitere Anzeichen für Missbefinden, zum Beispiel Zähneknirschen, Fieber oder Apathie. Wenn das Verdauungssystem zusammenbricht und nicht zeitnah ärztliche Maßnahmen eingeleitet werden, kollabiert rasch danach auch der Kreislauf des Kaninchens – bei einem kleinen Tier mit einem raschen Stoffwechsel handelt es sich um Zeitspannen von wenigen Stunden. Warte also nicht darauf, dass sich der Zustand des Mümmlers von selbst bessert, sondern bringe ihn sofort in die Tierarztpraxis.
Wie kann ich mein Kaninchen zum Fressen animieren?
War die Fressunlust Folge einer mechanischen oder gesundheitlichen Einschränkung und wurde vom Tierarzt mit entsprechenden medikamentösen oder operativen Maßnahmen behoben, beginnen Kaninchen in der Regel schnell wieder mit eigenständiger Nahrungsaufnahme. Um das Kaninchen wieder auf den Geschmack zu bringen, biete ihm seine Lieblingskräuter direkt aus der Hand an. Oft lassen Kaninchen sich über geduldige Interaktion mit ihrem Menschen wieder zum Fressen verleiten. Auch Grünfutter mit intensivem Duft kann anregend wirken. Besteht zusätzlich ein Problem mit dem Kauen oder dem Kiefer, kannst du das Futter übergangsweise auch als Brei oder geraspelt reichen. In schweren Fällen ist es gelegentlich unumgänglich, die Tiere mit einem per Spritze verabreichten Päppelbrei einige Tage mechanisch zu ernähren, bis der Stoffwechsel wieder in Gang kommt. Wende niemals ohne Rücksprache und genaue Anleitung des Tierarztes Zwangsernährung an; dafür genaue Mengen und Inhaltskomponenten zu bestimmen, hängt vom Zustand des Tieres, Alter und Gewicht ab, zudem bedeutet es erheblichen Stress für das Tier.
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