Gesundheitscheck beim Meerschweinchen – fit und gesund von Kopf bis Pfote
05.05.2023 - Lesedauer: 6 Minuten
Da verletzte oder kranke Meerschweinchen in freier Wildbahn leichte Beute für ihre zahlreichen Fressfeinde sind, haben die Nager gelernt, sich so lange wie möglich nichts anmerken zu lassen. Fallen dir Krankheitssymptome ins Auge, kannst du davon ausgehen, dass dein Schützling schon eine Weile vor sich hin leidet. Abhilfe schafft ein regelmäßiger Gesundheitscheck: So kannst du Erkrankungen verhindern oder sie so frühzeitig erkennen, dass sie gut behandelbar sind.
- Wie verhalten sich kranke Meerschweinchen?
- Checkliste: Bei diesen Warnzeichen muss dein Meerschweinchen sofort zum Tierarzt
- Wöchentlicher Gesundheitscheck beim Meerschweinchen
- So überprüfst du Fell und Haut beim Meerschweinchen
- So untersuchst du Zähne und Krallen beim Meerschweinchen
- So kontrollierst du Augen und Nase beim Meerschweinchen
Wie verhalten sich kranke Meerschweinchen?
Meerschweinchen leiden leise – daher steht und fällt ihre Gesundheitsvorsorge mit deiner Beobachtungsgabe. Nutze die Zeit, die ihr täglich gemeinsam beim Füttern, Reinigen des Geheges oder beim Spielen verbringt, um auf Verhaltensänderungen zu achten. Erscheinen zum Beispiel alle Meerschweinchen zur Fütterung? Fressen sie normale Mengen ohne sichtbare Probleme? Aufschluss gibt hier nur das regelmäßige Wiegen, bei einem Verdacht solltest du das unbedingt täglich tun! Ein gesundes Meerschweinchen nimmt pro Tag bis zu 80 kleine Mahlzeiten zu sich. Lässt es eine oder mehrere Mahlzeiten ausfallen, ist das ein ernstzunehmender Hinweis. Achte auch auf das Gangbild deiner Tiere: Kommt ein Meerschweinchen den anderen nicht hinterher, lahmt es, zieht es eine Pfote nach oder sieht der Bewegungsablauf insgesamt unrund aus? Auch wenn ein Meerschweinchen abseits sitzt und nicht am Gruppenleben teilnimmt, ist Ursachenforschung gefragt.
Neben dem Verhalten und den Bewegungsabläufen solltest du auch täglich Kot und Urin kontrollieren. Wenn du die Toilettenecke reinigst, richte dein Augenmerk auf Menge, Form, Farbe und Beschaffenheit. Der Kot eines gesunden Meerlis ist weich, aber geformt. Schmieriger Kot und Durchfall weisen auf eine Störung des Magen-Darm-Traktes hin. Aber auch sehr kleine, feste Kotkügelchen sind ein Indiz für Verdauungsprobleme, die beim Meerschweinchen sehr häufig vorkommen. Meist werden sie durch Fütterungsfehler hervorgerufen. Der Stopfmagen deines Meerschweinchens ist sehr dünnwandig und kann sich nicht selbstständig entleeren. Die Pflanzenfresser müssen ständig Futter zur Verfügung haben, damit der Nahrungsbrei weitertransportiert wird. Eine komplette Magendarmpassage kann bis zu fünf Tage dauern. Ein unverträgliches Futtermittel kann also sehr lange schmerzhafte Aufgasungen und Verdauungsstörungen verursachen – man spricht von Koliken.
Checkliste: Bei diesen Warnzeichen muss dein Meerschweinchen sofort zum Tierarzt
Hole umgehend tierärztlichen Rat ein
- wenn dein Meerschweinchen schwer atmet, oder starke Atemgeräusche zeigt
- wenn dein Meerschweinchen apathisch und teilnahmslos wirkt
- wenn dein Meerschweinchen Flankenatmung zeigt (pumpende Bewegungen an den Körperseiten)
- wenn dein Meerschweinchen ungewöhnliche Lautäußerungen wie Schreien von sich gibt
- wenn dein Meerschweinchen nicht frisst (seit mehr als acht Stunden)
- wenn dein Meerschweinchen keinen Kot oder Urin absetzt
- wenn dein Meerschweinchen starken Durchfall hat
- wenn dein Meerschweinchen blutet
- wenn dein Meerschweinchen starken Nasen- oder Augenausfluss hat
Wöchentlicher Gesundheitscheck beim Meerschweinchen
Selbst wenn deine Meerschweinchengruppe friedlich vor sich hinlebt und dir keine Verhaltensänderungen auffallen, solltest du einmal pro Woche jedes deiner Meerschweinchen einem kurzen systematischen Gesundheitscheck unterziehen. Ein großer Vorteil ist, wenn du das Gewicht deiner Meerlis kennst. Mit ihrem kuscheligen Fell können Meerschweinchen sich regelrecht aufplustern. Besonders Gewichtsabnahmen sind so schwer zu erkennen. Im Durchschnitt wiegen die Nager zwischen 800 Gramm und 1,6 Kilogramm, wobei Böcke meist etwas schwerer sind als Weibchen. Die große Spanne kommt durch unterschiedliche Rassen und Köperbauten zustande. Gewichtsschwankungen um die 30 Gramm von Woche zu Woche sind unbedenklich. Schwankt das Gewicht aber um mehr als 50 Gramm und ist vor allen Dingen eine durchgehende Gewichtsabnahme zu beobachten, ist das Meerschweinchen sehr wahrscheinlich krank. Deswegen heißt es einmal pro Woche: Ab auf die Waage! Setzte es in eine Schüssel, deren Eigengewicht du vom Wiegeergebnis abziehst, wiege es auf der Küchenwage und notiere sein Gewicht.
Ideal ist übrigens, wenn du deine Tiere von klein auf an diese wöchentliche Routinekontrolle gewöhnst. Dann ist die Prozedur etwas ganz Normales und du erleichterst ihnen auch den Besuch in der Tierarztpraxis.
So überprüfst du Fell und Haut beim Meerschweinchen
Als Nächstes nimmst du das Fell und die Haut deines Meerschweinchens unter die Lupe. Beides ist häufig ein guter Indikator für den allgemeinen Gesundheitszustand von Tieren. Gesundes Fell sollte dicht, sauber, glänzend, frei von Verfilzungen, Schuppen und sichtbaren Parasiten sein. Schmutziges, verklebtes oder verfilztes Fell ist häufig ein Anzeichen für Durchfall oder unhygienische Schlafplätze. Kahle Stellen können mehrere Ursachen haben. Bei weiblichen Tieren kann ein beidseitiger Haarausfall an den Flanken auftreten. Hier sind meist hormonelle Störungen die Ursache. Aber auch lästige Plagegeister können dahinterstecken: Untersuche das Fell deines Meerschweinchen auf Parasiten, indem du es bürstest, die Haare scheitelst und von der Haarwurzel bis zur Haarspitze begutachtest. In Betracht kommen: Haarlinge, verschiedene Milbenarten, Läuse, Flöhe und Zecken. Erkennst du einen Befall mit bloßem Auge, musst du dein Meerli tierärztlich behandeln lassen. Es gibt auch Möglichkeiten der Parasitenprophylaxe. Da die Produkte jedoch meist nur für Hunde oder Katzen zugelassen sind, werden sie beim Meerschweinchen ausschließlich in Tierarztpraxen verabreicht.
Bei der Kontrolle der Haut achtest du auf Rötungen, schuppige, kahle oder aufgekratzte Stellen und Krusten. Neben den Parasiten, die beim Meerschweinchen starken Juckreiz verursachen, leiden die Tiere auch häufig unter Pilzinfektionen der Haut, die sich in kahlen Stellen und/oder starkem Schuppenbefall zeigen. Die Meerschweinchen kratzen sich ausgiebig und reiben sich an Gegenständen. Diese Pilzerkrankungen sind auch auf den Menschen übertragbar und müssen tierärztlich versorgt werden.
So untersuchst du Zähne und Krallen beim Meerschweinchen
Pro Woche wachsen die Zähne eines Meerschweinchens ganze 1,5 Millimeter! Damit die Pflanzenfresser ihre spektakulären Beißerchen abnutzen können, muss der Rohfaseranteil in ihrem Futter hoch genug sein. Denn einzig das ausgiebige Kauen, bei dem die Zähne aneinander reiben, nutzt diese ab. Ist er das nicht, werden die Zähne überlang. Es entstehen Zahnspitzen, die zu schmerzhaften Verletzungen der Mundhöhle oder Zunge führen können. Aber auch Zahnfehlstellungen oder -problematiken können sich entwickeln. Meist bemerkst du es dadurch, dass das betroffene Meerschweinchen schlecht frisst oder verstärkt speichelt. Einmal pro Woche solltest du einen Kontrollblick ins Mäulchen werfen und sehen, ob dir Veränderungen auffallen. Zweimal im Jahr muss der Profi ran.
Achte bei den Krallen darauf, ob sie sauber und kurz sind. Lange oder verdrehte Krallen müssen geschnitten werden. Als Hautanhangsgebilde sind Krallen reichlich innerviert: Schneidest du die Kralle zu tief ab, kannst du starke Schmerzen und Blutungen verursachen. Bei hellen Krallen zeichnen sich Nerven- und Blutgefäße als rosafarbenes Innenleben ab. Bei dunklen musst du dich Millimeter für Millimeter vorarbeiten. Verwende immer eine spezielle Krallenschere und kürze so, dass die Schnittkante parallel zum Boden verläuft. Traust du dir das Krallenschneiden beim Meerschweinchen nicht zu, übernimmt es die Tierarztpraxis deines Vertrauens. Überprüfte beim Krallencheck auch die Ballen deines Meerlis: Sie sollten sauber, glatt, nicht gerötet und hornhautfrei sein.
So kontrollierst du Augen und Nase beim Meerschweinchen
Bei der Kontrolle der Augen achtest du vor allen Dingen auf Verklebungen, Fremdkörper, Ausfluss, Rötungen, Verletzungen, aber auch Eintrübungen. Es passiert nicht selten, dass sich die Tiere mit einem widerborstigen Strohhalm ins Auge piken. Dir stellt sich diese Verletzung vielleicht als milchig weiße Verfärbung dar. Auch bei Rangordnungskämpfen können Verletzungen am Auge oder Lid entstehen. Lass Verletzungen und Fremdkörper sowie auch alle anderen zweifelhaften Augenerkrankungen immer tierärztlich abklären. Hat dein Meerschweinchen einen leichten Augenausfluss, ohne dass die Augen stark gerötet oder verklebt sind, kannst du die Augeninnenwinkel mit einem Baumwolltuch und etwas lauwarmem Wasser reinigen.
Die Nase untersuchst du hauptsächlich, weil Meerschweinchen sehr anfällig für Atemwegserkrankungen sind. Eine laufende Nase oder häufiges Niesen sind ein Warnzeichen, das du ernst nehmen solltest. Bei einer bakteriellen oder viralen Infektion müssen Meerschweinchen umgehend medizinisch versorgt werden, weil die Tiere dazu neigen, aus einem verschleppten Infekt eine schwerwiegende Lungenentzündung zu entwickeln.